Die Covid-19-Pandemie hat zu einer deutlich stärkeren Nutzung von Homeoffice geführt. Der Anteil der Beschäftigten, die von zu Hause aus arbeiten können, war allerdings jüngst wieder leicht rückläufig. Außerdem plant nur eine deutliche Minderheit der kleinen und mittleren Betriebe für die Zeit nach der Pandemie, das Homeoffice-Angebot gegenüber der Vor-Corona-Zeit auszuweiten. Rund jeder zehnte Betrieb möchte dieses sogar unter den Stand vor der Krise zurückfahren.

Die deutschen Betriebe müssen die Abstands- und Hygieneregeln einhalten, die in der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel festgelegt wurden. Wie Lutz Bellmann und andere in einem 2020 erschienenen Beitrag im IAB-Forum dargelegt haben, haben viele daher im Verlauf der Pandemie ihre Homeoffice-Kapazitäten ausgeweitet oder ihren Beschäftigten erstmals erlaubt, Homeoffice zu nutzen. Im Januar 2021 hatte die Bundesregierung mit der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung die Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten Homeoffice anzubieten, sofern dem keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstanden. Diese „Homeoffice-Pflicht“ lief Ende Juni dieses Jahres aus (lesen Sie dazu auch einen aktuellen Beitrag von Bernd Fitzenberger und Ulrich Walwei für die Ökonomenstimme).

Ob ein Wechsel ins Homeoffice prinzipiell möglich ist, hängt vorrangig von der Art der beruflichen Tätigkeit ab. Auch wenn sich diese prinzipiell für die Arbeit von zu Hause eignet und die technischen Voraussetzungen gegeben sind (etwa die Verfügbarkeit von Hardware, Software und Datenzugängen), kann es auf Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite Vorbehalte gegenüber Homeoffice geben. Mögliche Hemmnisse sind beispielsweise Datenschutzfragen, eine von manchen Arbeitgebern präferierte Präsenzkultur oder der Wunsch von Beschäftigten, Beruf und Privatleben zu trennen. Einer aktuellen, im IAB-Forum erschienenen Studie von Philipp Grunau und Georg-Christoph Haas zufolge traten und treten viele dieser Hemmnisse in der Corona-Krise aber angesichts von Betreuungsverpflichtungen und wegen des Infektionsschutzes zumindest temporär in den Hintergrund.

Der Anteil der Betriebe, die Homeoffice anbieten, ist im Verlauf der Pandemie weiter gestiegen

In der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden monatlich etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt. Das IAB hat dabei mehrfach auch Daten zur Bedeutung von Homeoffice erhoben. Danach boten im Oktober 2020 42 Prozent der Betriebe in Deutschland zumindest einem Teil ihrer Beschäftigten grundsätzlich die Möglichkeit an, ganz oder teilweise von zu Hause aus zu arbeiten. In diesen Betrieben arbeiteten etwa 70 Prozent aller Beschäftigten. Bis Juli 2021 ist der Anteil der Betriebe, die ihren Beschäftigten Homeoffice anbieten, auf 50 Prozent gestiegen (siehe Tabelle). Dort sind etwa drei Viertel aller Beschäftigten tätig. Der Anstieg lässt sich über alle Betriebsgrößenklassen hinweg beobachten.

Als Hauptgrund, warum Homeoffice nicht genutzt wird (beispielsweise im Gastgewerbe), führen fast alle betroffenen Betriebe an, dass sich manche Tätigkeiten nicht für die Arbeit von zu Hause aus eignen. Ein Drittel dieser Betriebe sieht auch eine fehlende technische Ausstattung als Hinderungsgrund, 20 Prozent geben den Datenschutz als Hürde an.

Die Tabelle zeigt, wie sich der Anteil der Betriebe, die Homeoffice, anbieten, von Oktober 2020 bis Juli 2021entwickelt hat. Dieser Anteil ist über alle Betriebsgrößenklassen hinweg gestiegen. Bei Betrieben unter zehn Beschäftigte von 36 auf 43 Prozent, bei Betrieben ab 250 Beschäftigten von 92 auf 98 Prozent. Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“

Im Folgenden werden nur diejenigen Betriebe betrachtet, die grundsätzlich Homeoffice anbieten. Der Anteil der Beschäftigten, deren Tätigkeit keine Arbeit im Homeoffice zulässt, lag für diese Betriebe schon vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie bei rund 50 Prozent. Dieser Wert hat sich während der Pandemie kaum verändert (siehe Abbildung 1).

Unter den Beschäftigten, deren Tätigkeit Homeoffice grundsätzlich zulässt, stieg der Anteil derjenigen, die es auch tatsächlich nutzen konnten, bis zum Frühjahr 2021: Vor der Krise lag ihr Anteil bei 27 Prozent, im Januar 2021 bei 41 Prozent. Nach Einführung der Homeoffice-Pflicht waren im März/April dieses Jahres sogar 45 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus tätig. Im Juli dieses Jahres ging ihr Anteil allerdings wieder auf 40 Prozent zurück. Damit ist das nicht ausgeschöpfte Potenzial an Homeoffice zuletzt wieder gestiegen, und zwar von 9 Prozent im März/April auf 12 Prozent im Juli 2021.

Diese Entwicklung könnte einerseits mit der Einführung und dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht zusammenhängen. Andererseits ist das Homeoffice-Angebot möglicherweise auch stark vom aktuellen Infektionsgeschehen abhängig. Zudem dürfte bei vielen Betrieben und Beschäftigten der Wunsch gewachsen sein, dass wieder verstärkt vor Ort gearbeitet wird. Es lässt sich daher auf Basis der vorliegenden Daten nicht eindeutig bestimmen, inwieweit die Entwicklung des Homeoffice-Potenzials ursächlich auf die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung zurückzuführen ist.

Abbildung 1 zeigt, wie sich die Möglichkeiten zur Nutzung von Homeoffice vor und während der Covid-19-Pandemie entwickelt haben. Demnach liegt der Anteil der Beschäftigten, deren Tätigkeit keine Arbeit im Homeoffice zulässt, recht stabil bei rund 50 Prozent. Der Anteil derjenigen, die Homeoffice nutzen können, stieg hingegen von 27 Prozent vor der Corona-Krise bis Anfang 2021 auf 45 Prozent, sank im Juli 2021 jedoch wieder auf 40 Prozent. Der Rest entfällt auf Beschäftigte, die kein Homeoffice nutzen können, obwohl es ihre Tätigkeit zuließe und lag im Juli 2021 bei 12 Prozent. Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“

Ob Beschäftigte tatsächlich ins Homeoffice wechseln, hängt aber nicht nur von der Bereitschaft des Arbeitgebers ab, sondern letztlich auch davon, ob dessen Angebot angenommen wird. Es gibt eine Reihe von Gründen, die dem entgegenstehen können, beispielsweise beengte Wohnverhältnisse. Manche Beschäftigten führen auch das Argument ins Feld, dass sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen vor Ort besser zusammenarbeiten können als aus dem Homeoffice oder dass sie die Grenze zwischen Arbeit und Privatsphäre nicht auflösen möchten. Laut IAB-Betriebsbefragung ist der Anteil der Beschäftigten, die vom Angebot, Homeoffice zu nutzen, ganz oder teilweise Gebrauch machen, zwischen März und Juli 2021 von 78 auf 70 Prozent gesunken.

Die Pläne der Betriebe für die Zeit nach der Pandemie weisen in sehr unterschiedliche Richtungen

Im Oktober 2020 und im Juli 2021 wurden Betriebe, die zumindest einem Teil ihrer Beschäftigten Homeoffice anbieten, zudem gefragt, inwieweit sie dieses Angebot nach der Corona-Krise beibehalten möchten. Tatsächlich haben sich die entsprechenden Pläne der Betriebe in diesem Zeitraum nur geringfügig verändert: Zwei Drittel der Betriebe, bei denen die Arbeit von zu Hause aus grundsätzlich möglich ist, wollen den Einsatz von Homeoffice nach der Pandemie auf das Niveau vor der Krise zurückfahren (siehe Abbildung 2). Etwa jeder fünfte Betrieb will die Homeoffice-Option gegenüber dem Vorkrisen-Niveau weiter ausbauen (18 Prozent im Oktober 2020, 21 Prozent im Juli 2021). Dieser Anteil ist bei den Großbetrieben sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Betrieben (54 Prozent im Oktober 2020, 64 Prozent im Juli 2021).

Bemerkenswert: Etwa jeder zehnte Betrieb will nach der Pandemie weniger Homeoffice einsetzen als vor der Corona-Krise (9 Prozent im Oktober 2020, 11 Prozent im Juli 2021). Lediglich der Anteil der unentschiedenen Betriebe (mit „weiß nicht“ als Antwort auf die gestellte Frage) ist seit Herbst letzten Jahres von 5 auf 1 Prozent gesunken. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich die Pläne der Betriebe für die Zeit nach der Pandemie weiter konkretisiert haben.

Abbildung 2 zeigt, dass zwei Drittel der Betriebe, bei denen die Arbeit von zu Hause aus grundsätzlich möglich ist, den Einsatz von Homeoffice nach der Pandemie auf das Niveau vor der Krise zurückfahren möchten. Etwa jeder fünfte Betrieb will die Homeoffice-Option gegenüber dem Vorkrisen-Niveau weiter ausbauen (18 Prozent im Oktober 2020, 21 Prozent im Juli 2021). Dieser Anteil ist bei den Großbetrieben sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Betrieben (54 Prozent im Oktober 2020, 64 Prozent im Juli 2021). Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“

Im Oktober 2020 wurden die Betriebe zudem nach den Gründen gefragt, die für oder gegen einen Ausbau der Homeoffice-Möglichkeiten sprechen. Die Betriebe, die mehr Homeoffice anbieten wollen, möchten dadurch vor allem die Flexibilität ihrer Beschäftigten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern (jeweils 73 Prozent). Beides geht häufig mit der Erwartung einher, sich damit als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.

Ein Großteil der Betriebe, die Homeoffice nicht ausbauen möchten, gibt an, dass sich die Tätigkeiten ihrer Beschäftigten nicht wirklich für die Arbeit von zu Hause aus eignen (63 Prozent). Als einen weiteren Hinderungsgrund führen viele die erschwerten Bedingungen der Zusammenarbeit auf Distanz an (55 Prozent). Betriebe, die angeben, dass die Distanz die Zusammenarbeit erschwert, haben häufiger auch Bedenken, ihre Beschäftigten ungleich zu behandeln. An dritter Stelle wird als Argument gegen mehr Homeoffice die Unternehmenskultur genannt (39 Prozent).

Weitere Gründe sind befürchtete Produktivitätseinbußen, fehlende technische Ausstattung, Datenschutz oder die Einschätzung, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen oder auch Führungskräfte nicht über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, ihre Arbeit in angemessener Weise auch von zu Hause aus zu erledigen.

Fazit

Im Juli 2021 bot etwa die Hälfte aller Betriebe zumindest einem Teil ihrer Beschäftigten Homeoffice an. Nur etwa 40 Prozent der dort Beschäftigten übten allerdings eine Tätigkeit aus, die sich tatsächlich für Homeoffice eignet, und erhielten durch den Arbeitgeber die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Etwa 12 Prozent übten zwar eine grundsätzlich für Homeoffice geeignete Tätigkeit aus, hatten aber seitens des Arbeitgebers kein entsprechendes Angebot. Dahinter können beispielsweise Datenschutzprobleme stehen, aber auch eine Präsenzkultur in einem Betrieb oder einer Abteilung.

Nachdem sich das ungenutzte Potenzial an Homeoffice im Verlauf der Krise zunächst bis Ende April 2021 verringert hatte, ist es in jüngster Zeit wieder leicht gestiegen. Dabei ist zu bedenken, dass Beschäftigte mitunter nicht im Homeoffice arbeiten möchten. Ein Grund kann die Doppelbelastung durch Kinderbetreuung zu Hause sein, ein anderer der im Homeoffice eingeschränkte Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen.

Zugleich führt die gegenwärtige Krise mitunter dazu, dass neue Arbeitsweisen und Technologien schneller zum Einsatz kommen. Dies eröffnet zwar neue Möglichkeiten für Betriebe und Beschäftigte, kann aber gerade in der Einführungsphase Belastungen mit sich bringen.

Mittelfristig dürfte damit weiterer Anpassungsbedarf bei den Rahmenbedingungen für Homeoffice bestehen. Dies betrifft beispielsweise Vereinbarungen zur Regelung der Arbeitszeit, die Abstimmung der Zusammenarbeit in Teams oder die Festlegung von etwaigen Zeiten der Nichterreichbarkeit, um die Beschäftigten vor Überlastung zu schützen.

Literatur

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