Jobunsicherheit und befristete Beschäftigung im Speziellen gehen für Erwerbstätige mit spürbaren Sorgen um den Arbeitsplatz einher und mindern die Lebenszufriedenheit. Allerdings machen sich weibliche Beschäftigte deutlich größere Sorgen um den Arbeitsplatz als männliche, wenn sie befristet beschäftigt sind. Der berufliche Status macht demgegenüber kaum einen Unterschied für die Lebenszufriedenheit, wenn der eigene Arbeitsplatz als unsicher erlebt wird.

Laut IAB-Betriebspanel waren im Jahr 2021 fast 7 Prozent der abhängig Beschäftigten (ohne Auszubildende) befristet beschäftigt, das entspricht rund 2,6 Millionen Personen. Deutlich höher liegt der Anteil befristeter Verträge bei den Neueinstellungen: Er betrug im Jahr 2021 knapp 36 Prozent.

Befristet Beschäftigte haben eine geringere Planungssicherheit

Befristet Beschäftigte haben in der Regel weniger Planungssicherheit als unbefristet Beschäftigte, was sich beispielsweise auf die Familienplanung oder den Erwerb einer Immobilie negativ auswirken kann. Diese Unsicherheit wird vielfach als eine Dimension sozialer Ungleichheit und als ein Aspekt von Prekarität in der Arbeitswelt beschrieben.

Referenzpunkt ist dabei das sogenannte Normalarbeitsverhältnis, also eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung als Norm „guter Arbeit“, mit dem in Deutschland auch wichtige Arrangements sozialer Sicherung, wie Ansprüche auf Rente, Arbeitslosen- oder Elterngeld, verknüpft sind. Befristete Beschäftigung stellt dementsprechend eine wesentliche Facette prekärer Beschäftigung dar. Jobunsicherheit kann aber weiter reichen, denn auch Beschäftigte mit unbefristetem Arbeitsvertrag können ihren Job als unsicher wahrnehmen.

Soziologische Studien beschäftigen sich mit den subjektiv-mentalen Belastungen von befristet Beschäftigten. Zwar ist befristete Beschäftigung mit einem höheren Maß an subjektiven und sozialen Wohlbefinden verbunden als Arbeitslosigkeit, doch im Vergleich zu unbefristet Beschäftigten sind befristet Beschäftigte zum Beispiel generell weniger zufrieden mit ihrem Leben und machen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit große Sorgen um ihren Arbeitsplatz.

Die mit befristeter Beschäftigung einhergehende Unsicherheit ist nicht für alle Erwerbstätigen gleich groß. Eine Studie von Michael Gebel aus dem Jahr 2010 zeigt zum Beispiel, dass die Wahrscheinlichkeit, aus einer Befristung arbeitslos oder in eine unbefristete Beschäftigung übernommen zu werden, auch von Beruf, Branche und Qualifikation abhängt.

Außerdem verfügen Beschäftigte je nach individueller Erwerbsbiografie und Haushaltskontext über unterschiedliche Ressourcen, um Zeiten drohender Arbeitslosigkeit und die sich daraus ergebenden Konsequenzen abzufedern. Hierzu zählen zum Beispiel Ersparnisse oder Ansprüche auf Arbeitslosengeld, aber auch die Unterstützung durch einen Partner oder eine Partnerin.

Haushalt und Familie sind in Deutschland ein wesentliches Element der sozialen Sicherung, da Menschen, die nicht erwerbstätig sind, auch über einen Partner oder eine Partnerin abgesichert sein können. Jutta Allmendinger, Kerstin Jahn, Markus Promberger, Brigitte Schels und Stefan Stuth sprechen daher in ihrer Studie aus dem Jahr 2018 davon, dass sich eine prekäre Situation für die Betroffenen vielfach erst aus dem Zusammentreffen bestimmter Beschäftigungsformen und spezifischer Haushaltslagen ergibt.

In zwei aktuellen Studien hat das IAB jüngst gezeigt, ob sich die mit einer befristeten Beschäftigung verbundenen Unsicherheiten je nach Geschlecht und beruflicher Statusposition unterschiedlich stark in subjektive Sorgen um den Arbeitsplatz und eine niedrigere Lebenszufriedenheit übersetzen.

Befristet beschäftigte Frauen machen sich größere Sorgen um ihren Arbeitsplatz als befristet beschäftigte Männer – unabhängig vom Haushaltskontext

Nicolas Morgenroth, Brigitte Schels und Nils Teichler haben in einer Studie aus dem Jahr 2022 untersucht, ob die Sorgen befristet Beschäftigter um den Arbeitsplatz geschlechtsspezifisch variieren. Der Blick auf Geschlechterunterschiede ist relevant, weil sich Männer und Frauen in Deutschland immer noch deutlich in ihrer Position am Arbeitsmarkt und in ihrer Rolle im Haushalt unterscheiden.

Frauen sind häufiger in Berufen und Branchen tätig, in denen befristete Arbeitsverträge überdurchschnittlich oft als Flexibilitätspuffer eingesetzt werden, zum Beispiel in den Bereichen Bildung und Erziehung oder im Gesundheitssektor. Demgegenüber ist der Anteil an Männern in der Industrie und in der Technologie-Branche, wo befristete Verträge häufiger die Funktion einer verlängerten Probezeit haben, deutlich größer. Diese Unterschiede zeigen Christian Hohendanner und Hans-Dieter Gerner in einer 2010 veröffentlichten Studie.

Frauen verdienen außerdem im Mittel weniger als Männer. Sie sind daher in Deutschland im Schnitt deutlich weniger abgesichert als Männer, wenn sie ihren Job verlieren. Zugleich tragen sie seltener die Hauptverantwortung für das Einkommen für die Familie. In den meisten heterosexuellen Partnerschaften übernehmen Frauen größere Anteile an Kinderbetreuung und Haushaltstätigkeiten, während Männer die Rolle des Hauptversorgers innehaben.

Daher blickt die hier zugrunde liegende Studie auf Personen im Alter von 20 bis 45 Jahren, also der Lebensphase, in der sich Familiengründung und Familienarbeit konzentrieren. Die Studie basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und deckt den Zeitraum von 1994 bis 2015 ab.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Frauen in befristeter Beschäftigung häufiger große Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen als befristet beschäftigte Männer. Zugleich macht der jeweilige Haushaltskontext einen Unterschied (siehe Abbildung 1). Bei Single-Frauen steigt die Wahrscheinlichkeit, sich große Sorgen um den Arbeitsplatz zu machen, bei einer Befristung um knapp 17 Prozentpunkte, bei Frauen in Paarhaushalten sind es 16 Prozentpunkte. Im Vergleich dazu sind es bei Single-Männern 10, bei Männern in Paarhaushalten 6 Prozentpunkte.

Für Frauen mit Familie und Kindern liegt der Effekt bei knapp 12 Prozentpunkten. Er ist damit deutlich geringer als für Single-Frauen und Frauen in Paarhaushalten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Sorgen befristet beschäftigter Frauen etwas abgemildert werden, wenn sie durch einen Partner im Haushalt mit abgesichert sind und sich als Mutter stärker um die Kinderbetreuung kümmern.

Der Effekt bei Männern mit Kindern und Familie, also mit potenzieller Hauptversorgerrolle, liegt dennoch auch hier niedriger als bei den Frauen: In dieser Gruppe steigt die Wahrscheinlichkeit, sich Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes zu machen, bei einer Befristung um knapp 8 Prozentpunkte.

Abbildung 1 zeigt, wie stark sich die Sorge um den Arbeitsplatz verändert, wenn abhängig beschäftigte Personen zwischen einer unbefristeten und befristeten Tätigkeit wechseln. Dabei werden Männer und Frauen in drei Haushaltskontexten untersucht: Singles, Paare und Familien. Die Darstellung zeigt, dass sich Männer und Frauen in allen Haushaltskontexten mehr Sorgen um den Arbeitsplatz machen, wenn sie befristet sind. Die gruppierten Säulen veranschaulichen, dass der Effekt bei Frauen durchweg stärker ausgeprägt ist als bei Männern, der Abstand zwischen Männern und Frauen in Familien jedoch geringer ist als bei Singles oder Paarhaushalten. Quelle: SOEP-Befragungen, Version 33.

Der Geschlechterunterschied bleibt auch bestehen, wenn man in den Analysen berücksichtigt, dass sich Männer und Frauen in ihrer beruflichen Position und ihrem erwerbsbezogenen Beitrag zum Haushaltseinkommen unterscheiden. Damit ist die Überlegung, dass sich Frauen weniger als Männer um einen drohenden Jobverlust sorgen, wenn sie in der Rolle als Hinzuverdienerin im Haushalt durch einen Partner abgesichert sind, empirisch nicht zu halten.

Eine plausible Erklärung für ihre durchgängig höheren Sorgen ist, dass Frauen in der Lebensphase von Familiengründung und Familienerweiterung per se schon mit Unterbrechungen im Erwerbsleben konfrontiert sind. Infolgedessen empfinden sie eine Befristung stärker als Männer als zusätzliche Belastung, zumal Ansprüche auf Elterngeld durch Erwerbsunterbrechungen reduziert sein und Beschäftigungsgarantien infolge der Befristung auslaufen können.

Für die betreffenden Frauen mag es daher besonders wichtig sein, eine stabile Stelle zu haben, zum Teil eben schon, bevor sie Kinder haben. Die objektiven Ungleichheiten, die für Männer und Frauen im Erwerbsleben bestehen, können also zu einer subjektiv deutlich größeren Belastung von Frauen führen.

Die Belastung durch die wahrgenommene Jobunsicherheit hängt nicht von der beruflichen Statusposition ab

Ein anderes aktuelles IAB-Forschungsprojekt von Nils Teichler lenkt den Blick auf die Konsequenzen, die wahrgenommene Jobunsicherheit auf die Lebenszufriedenheit hat. Dabei wird zwischen Beschäftigten in verschiedenen beruflichen Statuspositionen unterschieden. Vereinfacht ausgedrückt: Leiden Erwerbstätige in niedrigeren beruflichen Positionen stärker unter ihrer wahrgenommenen Jobunsicherheit als solche in Führungspositionen?

Beschäftigte verfügen je nach ihrer beruflichen Position und ihrer bisherigen Biografie über unterschiedliche Ressourcen sowohl hinsichtlich des Einkommens und der damit verbundenen Möglichkeit, Ersparnisse aufzubauen, als auch hinsichtlich ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

In der Studie wird ein Schema beruflicher Statuspositionen zugrunde gelegt, das von Robert Erikson, John Goldthorpe und Lucienne Portocarero entwickelt wurde, das sogenannte EGP-Schema. Es unterscheidet zwischen Erwerbstätigen in den höchsten beruflichen Positionen, der sogenannten Oberen Dienstklasse (I), zum Beispiel leitende Manager*innen oder Professor*innen, bis zur Gruppe mit sehr geringen beruflichen Positionen, den unqualifizierten Arbeiter*innen (VIIab).

Die folgenden Auswertungen zum Zusammenhang zwischen wahrgenommener Jobunsicherheit und Lebenszufriedenheit von abhängig Beschäftigten basieren auf den Daten des Panels „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS) für die Jahre 2005 bis 2019.

Es zeigt sich, dass Erwerbstätige in höheren beruflichen Statuspositionen generell eine geringfügig höhere Lebenszufriedenheit haben als Personen in niedrigen beruflichen Statuspositionen (siehe Abbildung 2). Zudem haben Erwerbstätige durchweg eine geringere Lebenszufriedenheit, wenn sie ihren Arbeitsplatz als unsicher empfinden.

Die Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen Beschäftigten, die ihren Job als unsicher wahrnehmen, und jenen, die das nicht tun, sind innerhalb der jeweiligen beruflichen Positionsgruppen relativ ähnlich. Zwar erscheinen die Unterschiede bei einfachen Angestellten (IIIb) und der Oberen Dienstklasse (I) in der Grafik etwas größer als bei den anderen beruflichen Statusgruppen. Sie sind aber statistisch nicht signifikant. Dies bedeutet, dass sowohl Beschäftigte in hohen, mittleren oder niedrigen beruflichen Statuspositionen etwa gleichermaßen unzufriedener sind, wenn sie ihren Arbeitsplatz für unsicher halten.

Abbildung 2 zeigt die durchschnittliche generelle Lebenszufriedenheit von abhängig Beschäftigten. Die Mittelwerte sind für Personen dargestellt, die ihren Job als unsicher wahrnehmen, und für jene, die das nicht tun. Es wird zwischen sechs beruflichen Positionsgruppen unterschieden: Obere Dienstklasse, untere Dienstklasse, höhere Angestellte, einfache Angestellte, qualifizierte Arbeiter*innen und unqualifizierte Arbeiter*innen. Die Lebenszufriedenheit ist geringfügig geringer, je niedriger die berufliche Position. In allen Positionsgruppen liegt die Lebenszufriedenheit von Personen, die ihren Job als unsicher wahrnehmen, mit vergleichbarem Abstand unter jenen, die keine Jobunsicherheit wahrnehmen. Quelle: Panel-Befragung „Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung“, Befragungsjahre 2013 bis 2020.

Fazit

Die Befunde der beiden hier vorgestellten IAB-Studien zeigen, dass Befristungen zu Sorgen um den Arbeitsplatz führen können und eine als unsicher wahrgenommene Beschäftigung die subjektive Lebenszufriedenheit der meisten Betroffenen mindert. Diese Konsequenzen von Befristungen im Speziellen und Jobunsicherheit im Allgemeinen beschränken sich nicht auf einzelne Gruppen unter den Erwerbstätigen. Die Nachteile spüren Männer ebenso wie Frauen, Personen mit hohem beruflichen Status ebenso wie einfache Angestellte und unqualifizierte Arbeitskräfte.

Auffällig sind indes die Befunde zum Ausmaß der Konsequenzen, die sich deutlich zwischen den Geschlechtern zeigen. So leiden insbesondere Frauen stärker unter Befristungen als Männer, denn sie scheinen befristete Arbeitsverhältnisse als ein größeres Risiko für ihren Lebenslauf wahrzunehmen. Vermutlich sehen Frauen sich stärker noch als Männer in einem Spannungsverhältnis zwischen Familiengründung und Sorgeverantwortung einerseits und dem Ziel einer nachhaltigen Integration in die Erwerbssphäre andererseits.

Dagegen sind die Belastungen für Beschäftigte unterschiedlicher beruflicher Positionen bei wahrgenommenen Jobunsicherheit ähnlich stark. Im Anbetracht der großen objektiven Unterschiede zwischen Beschäftigen, zum Beispiel beim Einkommen oder bei den Beschäftigungsaussichten, ist dieser Befund bemerkenswert und bedarf weiterführender Forschung.

Die subjektiv erlebte Unsicherheit, so ein zentrales Ergebnis dieser Analysen, sollte in der Diskussion um Befristung und unsichere Jobs einen höheren Stellenwert einnehmen, als dies bislang der Fall war.

In aller Kürze
  • Rund 7 Prozent aller abhängig Beschäftigten waren 2021 befristet beschäftigt, bei den Neueinstellungen waren es rund 36 Prozent.
  • Befristete Beschäftigung wird von den meisten Betroffenen gegenüber einer unbefristeten Tätigkeit als nachteilig wahrgenommen. So bedeutet ein befristeter Vertrag vielfach ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko und eine geringere Planungssicherheit.
  • Um ein breiteres Verständnis dafür zu schaffen, was befristete Beschäftigung für die Betroffenen bedeutet, hat das IAB in zwei aktuellen Studien die subjektiven Konsequenzen für unterschiedliche Teilgruppen von abhängig Beschäftigten untersucht.
  • Befristete Beschäftigung führt sowohl bei Männern und Frauen dazu, dass diese sich große Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Diese Sorgen sind bei Frauen jedoch deutlich größer als bei Männern.
  • Die Wahrnehmung, dass der Arbeitsplatz unsicher ist, belastet abhängig Beschäftigte unabhängig von ihrer beruflichen Statusposition annähernd gleich stark.

Literatur

Allmendinger, Jutta, Jahn, Kerstin, Promberger, Markus, Schels, Brigitte, & Stuth, Stefan (2018): Prekäre Beschäftigung und unsichere Haushaltslagen im Lebensverlauf: Gibt es in Deutschland ein verfestigtes Prekariat? WSI-Mitteilungen, 71(4), S. 259–269.

Gebel, Michael (2010): Early career consequences of temporary employment in Germany and the UK. Work, employment and society, 24(4), S. 641–660.

Hohendanner, Christian, & Gerner, Hans-Dieter (2010): Die Übernahme befristet Beschäftigter im Kontext betrieblicher Personalpolitik. Soziale Welt, S. 27–50.

Morgenroth, Nicolas, Schels, Brigitte, & Teichler, Nils (2022): Are Men or Women More Unsettled by Fixed-Term Contracts? Gender Differences in Affective Job Insecurity and the Role of Household Context and Labour Market Positions. European Sociological Review, 38(4), S. 560–574.

Bild: Halfpoint/stock.adobe.com

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230925.01

Teichler, Nils; Schels, Brigitte (2023): Jobunsicherheit: Frauen fühlen sich durch Befristungen deutlich stärker belastet als Männer, In: IAB-Forum 25. September 2023, https://www.iab-forum.de/jobunsicherheit-frauen-fuehlen-sich-durch-befristungen-deutlich-staerker-belastet-als-maenner/, Abrufdatum: 1. May 2024