Im dritten Quartal 2022 gab es in Deutschland 1,82 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2022 sank die Zahl der offenen Stellen um rund 105.700 oder 5 Prozent. Im Vergleich zum dritten Quartal 2021 stieg ihre Zahl jedoch um 437.600 oder 32 Prozent. Das ist das Ergebnis der IAB-Stellenerhebung, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren insgesamt 1,46 Millionen, in Ostdeutschland 362.700 Stellen zu besetzen. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation liegt damit im dritten Quartal 2022 bei 1,4. Bundesweit kommen demnach auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene und sofort oder später zu besetzende Stellen rund 140 arbeitslos gemeldete Personen. Im Osten waren es durchschnittlich 160, im Westen 130.

Vor zehn Jahren lag das Verhältnis von arbeitslos gemeldeten Personen zu offenen Stellen mit 370 zu 100 deutlich höher. Während im Westen Deutschlands damals auf 100 offene Stellen rund 310 arbeitslos gemeldete Personen kamen, waren es im Osten zu diesem Zeitpunkt mit 610 fast doppelt so viele. Die aktuelle bundesweite Arbeitslosen-Stellen-Relation liegt mit 1,4 nicht weit weg vom Niveau des vorangegangenen Quartals, als sie mit 1,2 einen Tiefststand seit Beginn der Erhebung erreichte.

48 Prozent der Betriebe sind negativ vom Ukraine-Krieg betroffen

Der Arbeitsmarkt in Ost und West zeigt sich auch im dritten Quartal trotz der bestehenden Unwägbarkeiten angesichts der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine insgesamt noch relativ robust. Doch wie wird es in den kommenden Monaten weitergehen? Befragt nach der Betroffenheit durch den Ukraine-Krieg im dritten Quartal dieses Jahres gaben 48 Prozent der deutschen Betriebe an, überwiegend negativ betroffen zu sein. Von diesen wiederum sind 19 Prozent stark und 5 Prozent sehr stark betroffen (siehe Abbildung). Bezogen auf alle Betriebe sind rund 11 Prozent stark oder sehr stark negativ betroffen.

Abbildung: Diagramm: 48 Prozent der deutschen Betriebe waren im dritten Quartal 2022 negativ vom Ukrainekrieg betroffen, 41 Prozent waren nicht betroffen. Quelle: IAB-Stellenerhebung. © IAB

Weitere 41 Prozent der Betriebe gaben an, nicht von den Folgen des Krieges betroffen zu sein. Nur 3 Prozent der deutschen Betriebe berichten von positiven Effekten. Für die Mehrzahl der verbleibenden 9 Prozent der Betriebe ist die Frage nach Einschätzung der Betroffenheit schwer zu beantworten.

Nicht zuletzt die Erfahrungen aus den Corona-Lockdowns zeigen, dass gerade Betriebe aus krisengebeutelten Branchen sich mit Neueinstellungen zurückhalten. Der deutsche Arbeitsmarkt war im dritten Quartal zwar weiterhin vergleichsweise robust. Das IAB weist in seiner IAB-Arbeitsmarktprognose 2022/2023 gleichwohl darauf hin, dass die durch den Ukraine-Krieg zu erwartende Rezession den boomenden Arbeitsmarkt derzeit ausbremst (lesen Sie hierzu den IAB-Kurzbericht 15/2022). Insofern muss in den kommenden Quartalen damit gerechnet werden, dass trotz vermutlich anhaltender Stellenbesetzungsprobleme die Zahl der offenen Stellen in den betroffenen Branchen zurückgeht.

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2022 wurden Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Webseite.

Literatur

Gartner, Hermann; Hellwagner, Timon; Hummel, Markus; Hutter, Christian; Wanger, Susanne; Zika, Gerd (2022): IAB-Prognose 2022/2023: Drohende Rezession bremst boomenden Arbeitsmarkt. IAB-Kurzbericht Nr. 15.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20221110.01

Kubis, Alexander (2022): IAB-Stellenerhebung: 1,82 Millionen offene Stellen im dritten Quartal 2022, In: IAB-Forum 10. November 2022, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-3-2022-182-millionen-offene-stellen-in-deutschland/, Abrufdatum: 26. April 2024