Im zweiten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 6.000 oder 0,4 Prozent und liegt damit fast auf dem gleichen Niveau. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 fällt sie jedoch um 188.000 oder 10 Prozent niedriger aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren im zweiten Quartal 2023 rund 1,44 Millionen Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland knapp 300.000. Der Anteil der sofort zu besetzenden offenen Stellen lag in Westdeutschland mit 77 Prozent leicht unter dem ostdeutschen Anteil von 80 Prozent. Bundesweit waren im zweiten Quartal 2023 rund 78 Prozent der Stellen sofort zu besetzen. Die Dringlichkeit der Personalbeschaffung bleibt also vielerorts hoch.

Dass die Zahl der offenen Stellen um rund 10 Prozent unter dem hohen Niveau des Vorjahres liegt, spricht jedoch für eine leichte Abkühlung der Personalnachfrage. Gemessen an der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung bewegt sich die betriebliche Personalnachfrage aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Wie ein kürzlich im IAB-Forum erschienener Beitrag zum Stellenangebot im ersten Quartal 2023 zeigt, nutzen die Betriebe verschiedene Such- und Besetzungswege, um ihren Personalbedarf zu decken. Neben der zunehmenden Bedeutung verschiedener Online-Wege ist die Personalsuche über persönliche Kontakte oder über eigene Beschäftigte für viele Betriebe weiterhin der wichtigste Rekrutierungsweg.

Engpässe bei der Personalbeschaffung zwingen die Betriebe oftmals, über den deutschen Tellerrand hinaus zu schauen. Im Rahmen der IAB-Stellenerhebung werden die Betriebe seit einiger Zeit daher zusätzlich gefragt, ob sie auch im Ausland nach geeigneten Arbeitskräften suchen (siehe Abbildung).

Die Abbildung zeigt die Veränderung des Anteils der sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungen (ohne Auszubildende) mit Personalsuche auch im Ausland an allen sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungen eines Jahres. In den Jahren 2011 bis 2014 lag der Anteil bei rund 4 bis 5 Prozent. Er stieg danach stetig auf nun knapp 15 Prozent im Jahr 2022 an. Quelle: IAB-Stellenerhebung.

Seit einigen Jahren gewinnt die Auslandssuche für die Betriebe erheblich an Bedeutung. Dieser Trend wurde zwar während der Covid-19 Pandemie mutmaßlich infolge von Mobilitäts- und Einreisebeschränkungen kurzzeitig unterbrochen. Er setzt sich jedoch am aktuellen Rand umso stärker fort.

Noch vor zehn Jahren hatten deutsche Betriebe mit rund 4 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungsfälle eher selten auch im Ausland nach geeignetem Personal gesucht. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil bereits bei knapp 15 Prozent – der bisherige Höchststand im Rahmen dieser Betriebsbefragung. Rund jede fünfte Personalsuche im Ausland beschränkte sich nicht auf das Gebiet der Europäischen Union, sondern erstreckte sich auch auf sogenannte Drittstaaten.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Suche im Ausland weiter verstärken wird, falls die hohe Arbeitsmarktanspannung anhält.

Literatur

Kubis, Alexander (2023): IAB-Stellenerhebung 1/2023: 1,75 Millionen offene Stellen am Arbeitsmarkt. In: IAB-Forum, 11.05.2023

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im zweiten Quartal 2023 wurden Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Homepage.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230810.01

Kubis, Alexander (2023): IAB-Stellenerhebung 2/2023: 10 Prozent weniger offene Stellen als ein Jahr zuvor, In: IAB-Forum 10. August 2023, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-2-2023-10-prozent-weniger-offene-stellen-als-ein-jahr-zuvor/, Abrufdatum: 29. April 2024