Im ersten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,75 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 237.000 oder 11,9 Prozent. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 liegt sie um 7.700 niedriger – und damit auf fast auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren im ersten Quartal 2023 rund 1,44 Millionen Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 310.000. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im ersten Quartal 2023 bei 1,5. Damit kommen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen rund 150 arbeitslos gemeldete Personen. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 200, in Westdeutschland 140. Gegenüber dem Vorquartal zeigt dies eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt an.

Die Personalnachfrage ist jedoch nach wie vor hoch. Das macht die sogenannte Vakanzrate deutlich, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen zur gesamten betrieblichen Personalnachfrage abbildet – genauer gesagt zur Summe aus den bereits (mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) besetzten und den sofort zu besetzenden Stellen.  Sie liegt nach wie vor über dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie: Auf 100 von den Betrieben nachgefragte Beschäftigte, also der Summe aus besetzten und offenen Stellen, kamen im ersten Quartal 2023 3,7 offene Stellen. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2019, also direkt vor der Pandemie, erreichte dieser Wert mit 3,3 zum damaligen Zeitpunkt einen neuen Höchststand. Der aktuelle Höchststand wurde im vierten Quartal 2022 mit einer Vakanzrate von 4,5 Prozent registriert.

Um diese offenen Stellen zu besetzen, nutzen die Betriebe verschiedene Such- und Besetzungswege. Die Betriebe werden im Rahmen der IAB-Stellenerhebung gefragt, welche Suchwege sie bei ihren Neueinstellungen genutzt haben und welcher Weg entscheidend für die Stellenbesetzung war (siehe Abbildung). Dabei wurde nur nach der Einstellung von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gefragt. Auszubildende und geringfügig Beschäftigte wurden nicht berücksichtigt.

Die Abbildung zeigt die Anteile verschiedener Wege bei der betrieblichen Personalrekrutierung im Jahr 2022 Betriebe haben hauptsächlich über ihre eigene Homepage nach Personal gesucht (65 Prozent) und dadurch 14 Prozent der Stellen besetzt. Die meisten Stellen wurden mit 37 Prozent über eigene Beschäftigte oder Persönliche Kontakte besetzt. Der Kontakt zur Arbeitsagentur (Jobbörse, Vermittlung) wurde von 42 Prozent der Betriebe genutzt, um Personal zu suchen. Auf diese Weise wurden 4 Prozent der Stellen besetzt. Quelle: IAB-Stellenerhebung, Datenstand 11. Mai 2023. © IAB

Dabei zeigt sich: Seit vielen Jahren ist die Personalsuche über persönliche Kontakte beziehungsweise über eigene Beschäftigte der wichtigste betriebliche Rekrutierungsweg. Dies trifft auch für das Jahr 2022 zu: Bei 58 Prozent aller erfolgreichen Stellenbesetzungen haben Betriebe über diesen Weg gesucht. Bei 37 Prozent der Neueinstellungen war er aus betrieblicher Sicht entscheidend für die erfolgreiche Besetzung der Stelle.

Die zunehmende Bedeutung der verschiedenen Online-Wege für die Personalrekrutierung hat sich 2022 ebenfalls bestätigt: Internet-Jobbörsen, die eigene Homepage, aber auch die Personalsuche über die sozialen Medien waren zusammen in 41 Prozent der Fälle entscheidend für eine erfolgreiche Besetzung.

Die Suche über die klassischen Inserate in Zeitungen oder Zeitschriften ist hingegen auf dem Rückzug. Nur noch bei knapp einem Viertel aller Neueinstellungen haben die Betriebe diesen Suchweg genutzt – ein neuer Tiefstand. Und nur in 5 Prozent der Fälle führte die Suche über das Inserat zum Erfolg. Vor zehn Jahren war dies noch anders: Damals haben die Betriebe in 39 Prozent aller Fälle Inserate in Zeitungen oder Zeitschriften geschaltet, um (sozialversicherungspflichtiges) Personal zu finden, und waren damit in 17 Prozent der Fälle erfolgreich.

Auch die Arbeitsvermittlung, sei es privat oder öffentlich, führt derzeit nur selten zu einer erfolgreichen Stellenbesetzung. Dabei wird der Suchweg „Kontakt zur Arbeitsagentur“ jedoch häufiger genutzt als private Arbeitsvermittlungen.

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2023 wurden Antworten von rund 7.100 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Website.

Bei den offenen Stellen sind neben den sozialversicherungspflichtigen Stellen auch Stellen für geringfügig Beschäftigte, Beamt*innen sowie tätige Inhaber*innen und mithelfende Familienangehörige enthalten. Nicht enthalten bei den offenen Stellen sind Ausbildungsverhältnisse, Entfristungen, Vertragsverlängerungen, von Zeit-/Leiharbeitsfirmen entliehene Arbeitskräfte sowie öffentlich geförderte Beschäftigung.

Zur Berechnung der Vakanzrate nutzen wir als Maß für die Beschäftigung die vom IAB erstellte Prognose der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung am aktuellen Rand. Da die in den offenen Stellen enthaltenen Beschäftigungsformen nicht genau den in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung enthaltenen Gruppen entsprechen, weist die hier verwendete Vakanzrate eine gewisse Unschärfe auf.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230511.01

Kubis, Alexander (2023): IAB-Stellenerhebung 1/2023: 1,75 Millionen offene Stellen am Arbeitsmarkt, In: IAB-Forum 11. Mai 2023, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2023-175-millionen-offene-stellen-am-arbeitsmarkt/, Abrufdatum: 25. April 2024