Das Wirtschaftswachstum wird weiterhin durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, Lieferengpässe und Preiserhöhungen gebremst. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt immerhin moderat (+0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Diese Faktoren, und die Sorge im Hinblick auf die Energieversorgung werden die wirtschaftliche Entwicklung auch in den kommenden Monaten beeinträchtigen. Die Vorlaufindikatoren wie der Geschäftsklimaindex und das IAB-Arbeitsmarktbarometer geben auch diesen Monat wieder etwas nach. Ein Einbruch am Arbeitsmarkt wird aber nicht erwartet.

Außenwirtschaftliches Umfeld

In der Weltwirtschaft ist die abnehmende Konjunkturdynamik deutlich zu spüren. Der russische Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen, Unterbrechungen von Lieferketten sowie die Inflation und höhere Leitzinsen beschränken die wirtschaftlichen Aktivitäten. In der Eurozone, den USA und auch in China verschlechtern sich die Einschätzungen im Hinblick auf die aktuelle Lage bereits seit Längerem. Auch die Konjunkturerwartungen trüben sich weiter ein.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel folgt im Moment dennoch tendenziell einem Aufwärtstrend. Im August nahmen sowohl Exporte als auch Importe wieder etwas gegenüber dem Vormonat zu. Bei den Exporten in Nicht-EU-Länder zeigt sich im September ebenfalls ein moderater Zuwachs. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe verschlechtern sich am aktuellen Rand erneut und befinden sich damit den vierten Monat in Folge im negativen Bereich.

Investitionen

Die Entwicklung der Investitionen ist nach wie vor heterogen. Materialengpässe, Verteuerungen von Rohstoffen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung, insbesondere bei der Energieversorgung, belasten die Investitionsdynamik. Die Auftragseingänge der Investitionsgüterproduzenten waren im August etwas rückläufig, die Umsätze stiegen moderat. Insgesamt zeigen sich beide Größen noch immer aufwärtsgerichtet. Die Einschätzung der Lage der Investitionsgüterproduzenten hat sich seit mehreren Monaten kaum verändert und befindet sich im positiven Bereich. Ihre Erwartungen für die kommenden Monate geben aber zunehmend nach. Die Produktion im Bauhauptgewerbe verringerte sich am aktuellen Rand. Auch die Einschätzung der Lage und die Erwartungen der Betriebe im Bauhauptgewerbe verschlechterten sich im Oktober erneut.

Konsum

Der private Konsum wird durch Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Inflation und Unsicherheiten über die Energiepreisentwicklung geschwächt. Inwieweit die neu angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung zur Subventionierung eines Grundverbrauchs bei Gas und Strom diese Entwicklung abfedern, bleibt abzuwarten. Dass die Preise in diesem Bereich jüngst wieder deutlich gefallen sind, wirkt der Belastung entgegen. Immerhin stoppte die Talfahrt des Konsumklimaindex. Dieser rutschte nicht weiter ins Minus, sondern verblieb im Oktober vorerst auf seinem sehr niedrigen Niveau. Auch konnten sich die Konsumausgaben zumindest im dritten Quartal noch behaupten.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt ist stabil. Die Zahl der Erwerbstätigen bleibt am aktuellen Rand konstant. Die Arbeitslosigkeit ist im Oktober um 8.000 Personen gestiegen und damit weniger stark als noch in den Vormonaten. Der Anstieg fand gleichermaßen im SGB-II- und im SGB-III-Bereich statt. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen sinkt von hohem Niveau aus weiter, es wurden erneut weniger neue offenen Stellen gemeldet als im Vormonat. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist zum sechsten Mal in Folge zurückgegangen, liegt aber mit 100,2 Punkten noch knapp über der neutralen Marke von 100.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20221102.01

Bauer, Anja; Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Oktober 2022, In: IAB-Forum 2. November 2022, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-oktober-2022/, Abrufdatum: 30. April 2024