Die Anzeichen mehren sich, dass sich die Konjunktur langsam aufhellen könnte. Zwar ist die Investitionstätigkeit weiter gedämpft, der Konsum und die Auslandsnachfrage sind noch zurückhaltend. Aber die Industrieproduktion steigt zum zweiten Mal in Folge und auch das Geschäftsklima verbessert sich weiter. Der Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor robust.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Entwicklung des außenwirtschaftlichen Umfelds bleibt heterogen. In den USA steigt die Inflation seit Beginn des Jahres wieder leicht an, weshalb in den nächsten Monaten nicht mit einer Zinswende zu rechnen ist. In der Eurozone nimmt die Inflation weiter langsam ab, weshalb hier die Chancen auf eine Zinssenkung besser stehen. Die chinesische Wirtschaft ist trotz anhaltender Probleme im ersten Quartal 2024 deutlich gewachsen. Insgesamt hellen sich die Konjunkturaussichten in den USA, China und der Eurozone auf und auch die aktuelle Lage wird wieder etwas positiver bewertet, wenngleich sich die Indikatoren zum Teil noch im negativen Bereich befinden.

Außenhandel

Der Außenhandel sendet gemischte Signale. Im Februar konnten die Importe noch einmal zulegen, aber die Exporte sanken im Vergleich zum Vormonat. Im Durchschnitt von Januar und Februar liegen aber beide Größen über dem Durchschnitt des Schlussquartals 2023. Die Exporte in Drittstaaten nahmen im März leicht ab. Und auch die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe gaben im April wieder nach. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm zum zweiten Mal infolge zu, ist aber weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Investitionen

Die Investitionstätigkeit wird noch immer durch das hohe Zinsniveau und die politische Unsicherheit gedämpft. Im Februar nahmen die Umsätze der Investitionsgüterhersteller nach einem Dämpfer im Januar wieder zu, der Auftragseingang nahm leicht ab. Die Umsätze und der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe sind im Februar wieder gestiegen. Und auch die Bauproduktion stieg deutlich, was aber dem milden Wetter geschuldet sein dürfte.

Konsum

Der Konsum dürfte von der weiter nachlassenden Inflation und den steigenden Löhnen profitieren. Die Einzelhandelsumsätze sinken am aktuellen Rand weiter, während die Umsätze im Dienstleistungsbereich tendenziell weiterhin steigen. Das Geschäftsklima im Handel und im Dienstleistungssektor hellt sich weiter auf. Der Konsumklimaindex tritt seit über einem halben Jahr weitestgehend auf der Stelle und signalisiert damit eine gewisse Konsumzurückhaltung.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt zeigt sich angesichts der Wirtschaftsentwicklung weiterhin vergleichsweise robust, im Vergleich zum letzten Monat ist die Entwicklung jedoch schwächer. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist im Februar nur geringfügig gestiegen. Der Anstieg in der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit fällt im April im Vergleich zum März etwas stärker aus, obwohl die milde Witterung einen senkenden Einfluss auf die Arbeitslosigkeit ausgeübt haben dürfte (Wettereffekte auf die Arbeitslosigkeit). Der Bestand gemeldeter offener Stellen ist weiterhin leicht rückläufig. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt auch in diesem Monat wieder leicht an. Mit einem Stand von 100,7 Punkten signalisiert es für die nächsten Monate weiterhin relativ gute Arbeitsmarktaussichten.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240429.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – April 2024, In: IAB-Forum 30. April 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-april-2024/, Abrufdatum: 21. May 2024