Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gefallen. Der Konsum wird noch immer von der Inflation gebremst, auch wenn diese zurückgeht. Die Investitionen leiden unter den gestiegenen Zinsen. Vor allem die Bautätigkeit wurde stark gedämpft. Die Industrieproduktion ist tendenziell rückläufig. Gestützt wird die Wirtschaft vom vergleichsweise robusten Arbeitsmarkt, auch wenn die Konjunktur ihre Spuren hinterlässt.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase. Die Inflation und höhere Zinsen beschränken die wirtschaftlichen Aktivitäten. Hinzu kommt die Unsicherheit durch die Auseinandersetzungen in Nahost. Aktuell sind noch keine volkswirtschaftlichen Auswirkungen auszumachen, würde sich der Konflikt ausweiten, könnte es aber zu erneuten Verwerfungen auf den Energiemärkten kommen. In der Eurozone und auch in China sind die Einschätzungen im Hinblick auf die aktuelle konjunkturelle Lage bereits seit Längerem im negativen Bereich. In den USA wird die aktuelle Lage bei steigender Tendenz weiterhin leicht positiv eingeschätzt. Die Konjunkturerwartungen konnten in der Eurozone zulegen und liegen im Oktober wieder knapp im positiven Bereich. Ebenso hellte sich der Indikator in China nach einem Rückgang im letzten Monat etwas auf. Lediglich in den USA nahm der Indikator erneut ab und rutschte tiefer in den negativen Bereich.

Außenhandel

Im Außenhandel ist kein Aufwind zu spüren. Exporte und Importe zeigen sich am aktuellen Rand tendenziell rückläufig. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, die im September merklich sanken, verbesserten sich im Oktober wieder, bleiben aber im negativen Bereich. Der Produktionsindex gibt erneut nach. Der Auftragseingang, der sich am aktuellen Rand sehr volatil zeigt, nimmt im Schnitt aber wieder zu. Insgesamt schmilzt das Auftragspolster der Unternehmen dennoch.

Investitionen

Die Investitionen zeigen kaum Veränderung. Der Auftragseingang und auch der Umsatz der Investitionsgüterhersteller geben am aktuellen Rand im August tendenziell nach. Durch die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen leidet insbesondere das Baugewerbe, was die Bauinvestitionen dämpft. Der Geschäftsklimaindex im Bauhauptgewerbe liegt auch im Oktober auf einem äußerst niedrigen Niveau. Die Zahl der Baugenehmigungen sank abermals. Hoffnung macht der Auftragseingangsindex, der im August zum zweiten Mal in Folge deutlich stieg.

Konsum

Die Konsumentwicklung zeigt sich angesichts der zähen Inflation weiter gedämpft. Auch wenn der Verbraucherpreisindex infolge eines Basiseffekts im September kräftig sank, sind insbesondere die Preissteigerungen bei Lebensmitteln deutlich zu spüren. Dies verzögert die Erholung des privaten Konsums. Der Umsatz im Einzelhandel ging im September erneut zurück. Der Konsumklimaindex verharrt im negativen Bereich. Zum Auftakt des vierten Quartals verbesserte sich aber immerhin der Geschäftsklimaindex für den Dienstleistungssektor. Sowohl die aktuelle Lage als auch der Ausblick in die Zukunft wurden positiver beurteilt als im letzten Monat. Die Inflation dürfte sich bis zum kommenden Jahr normalisieren.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt läuft nach wie vor besser als die Konjunktur, aber es zeigen sich auch in diesem Monat Effekte des Wirtschaftsabschwungs. Die Arbeitslosigkeit stieg im Oktober erneut an. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte im August nicht mehr zu. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt stetig weiter und liegt mit 99,5 Punkten unterhalb der neutralen Marke. Mit Blick auf die nächsten Monate kann man daher davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt und die Beschäftigung kaum noch wächst.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20231102.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Oktober 2023, In: IAB-Forum 2. November 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-oktober-2023/, Abrufdatum: 28. April 2024