Nachdem das Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt im dritten Quartal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück ging, bleibt die Konjunktur auch in den Folgemonaten schwach. Das Geschäftsklima hat sich im Dezember wieder eingetrübt, nachdem es sich in den Vormonaten noch erholt hatte. Die Investitionsneigung wird durch hohe Finanzierungskosten, zuletzt aber auch durch Unsicherheiten der weiteren Finanzpolitik gedämpft. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lässt für die nächsten Monate aber eine stabile Lage am Arbeitsmarkt erwarten.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase. Positive Impulse kamen im dritten Quartal von der US-Wirtschaft, die um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal wuchs und der chinesischen Wirtschaft, die um 1,3 Prozent zulegte. In der Eurozone dagegen sank das Bruttoinlandsprodukt im Vorquartalsvergleich leicht um 0,1 Prozent. Die Zinspolitik der Zentralbanken hat dazu beigetragen, dass die Inflation wieder sinkt. Gleichzeitig steigen damit aber auch die Finanzierungskosten, was die wirtschaftlichen Aktivitäten beeinträchtigt. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in den großen Volkswirtschaften hat sich im Dezember etwas verschlechtert. Für die Eurozone und China wird die Lage dabei negativ beurteilt, für die USA fällt die Lageeinschätzung leicht positiv aus. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind demgegenüber für die Eurozone und China im positiven Bereich, für die USA im negativen Bereich.

Außenhandel

Der Außenhandel bleibt weiter verhalten. Im Oktober nahmen die Exporte um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat ab, die Importe um 1,2 Prozent. Die Exporte in Nicht-EU-Staaten haben sich etwas erholt. Sie sind im November um 1,0 Prozent gestiegen. In den kommenden Monaten ist aber mit keinen positiven Impulsen aus dem Außenhandel zu rechnen. So verbesserten sich die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe zwar in den beiden Vormonaten, ließen aber im Dezember wieder nach.

Investitionen

Auch die Investitionen liefern keine Impulse. Der Auftragseingang bei den Investitionsgüterherstellern ist im Oktober zurückgegangen. Deren Geschäftslage wird zwar noch positiv eingeschätzt, hat sich aber im Dezember wieder etwas eingetrübt. Die Erwartungen für die nächsten Monate verharren seit Sommer auf niedrigem Niveau. Auch die Bauinvestitionen bleiben gedämpft. Die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen macht sich hier besonders bemerkbar. Im Bauhauptgewerbe haben sich im Dezember sowohl die Beurteilung der Lage als auch die Erwartungen für die nächsten Monate weiter verschlechtert. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Oktober nach einer Zunahme im Vormonat wieder zurückgegangen. Zusätzliche Unsicherheiten entstehen durch die Unklarheit über die weitere Entwicklung der Finanzpolitik, etwa im Bereich der Investitionsförderung.

Konsum

Der Konsum entwickelt sich inflationsbedingt weiter nur mäßig. Die Verbraucherpreisinflation hat über dem gesamten Jahresverlauf aber nachgelassen und lag im November bei 3,2 Prozent. Die hohen Lohnsteigerungen tragen dazu bei, dass die Kaufkraft nun wieder ansteigt. Die Verbraucherstimmung hellte sich im Dezember wieder etwas auf, nachdem sie in den vergangenen Monaten auf geringem Niveau stagniert hatte. Die Geschäftserwartungen im Einzelhandel haben zwar im Dezember wieder etwas nachgelassen, die Erwartungen der Konsumgüterproduzenten haben sich aber weiter verbessert.  

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt war die Wirtschaftsschwäche in diesem Jahr deutlich zu spüren. Zum Jahreswechsel hat sich die Entwicklung aber wieder etwas verbessert. Die Arbeitslosigkeit stieg zwar im Dezember erneut, aber weniger stark als in den Vormonaten. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat im Oktober wieder kräftiger zugenommen als in den Monaten zuvor. Die Zahl der offenen Stellen kann etwas zulegen. Auch das IAB-Arbeitsmarktbarometer erholt sich etwas und liegt mit 99,9 Punkten wieder dicht an der neutralen Marke. Es ist daher zu erwarten, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten weniger steigt und die Beschäftigung weiter moderat wächst.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240103.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Dezember 2023, In: IAB-Forum 3. Januar 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-dezember-2023-2/, Abrufdatum: 29. April 2024