Nachdem das Bruttoinlandprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt im ersten Quartal 2023 leicht gesunken war, stagnierte es im zweiten Quartal. Auch die globale Konjunkturdynamik blieb schwach. Das Geschäftsklima hat sich im August weiter eingetrübt. Die wirtschaftliche Erholung verzögert sich damit. Die konjunkturelle Entwicklung hinterlässt auch Spuren am Arbeitsmarkt. 

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Entwicklung der Weltwirtschaft bleibt gedämpft. Auch wenn die Inflation nachgelassen hat, beschränken hohe Preise und steigende Leitzinsen die wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Vorlaufindikatoren haben sich dennoch etwas erholt. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch die Erwartungen für das nächste halbe Jahr in der Eurozone und den USA haben sich leicht verbessert. Die Erwartungen für die USA sind sogar im positiven Bereich. Zwar haben sich auch für China die Erwartungen wieder etwas erholt, die Einschätzung der dortigen Lage hat sich aber zum dritten Mal in Folge verschlechtert.

Außenhandel

Die Entwicklung im Außenhandel fiel entsprechend schwach aus. Nachdem die Exporte im ersten Quartal etwas gestiegen waren (+0,4%), gingen sie im vergangenen Quartal wieder zurück (‑1,1%). Die Importe stagnierten dagegen im zweiten Quartal, nachdem sie im Vorquartal gesunken waren. Mit Impulsen durch den Außenhandel ist derzeit nicht zu rechnen. So sind die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe im August erneut gesunken.

Investitionen

Die Investitionen stiegen im zweiten Quartal zwar erneut, aber schwächer als noch im Vorquartal. Die Bauinvestitionen nahmen um 0,2 Prozent zu, die Investitionen in Ausrüstungen um 0,6 Prozent und die Investitionen in sonstige Anlagen um 0,4 Prozent. Die Investitionen werden durch die schwachen Exporte und die schlechteren Finanzierungsbedingungen beeinträchtigt. Positiv ist, dass die Lieferengpässe weiter zurückgingen und die Auftragsbestände in vielen Bereichen weiterhin hoch sind. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe sank im Juni, nachdem er sich im Vormonat noch erholt hatte. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zur Entwicklung in den nächsten Monaten im Bauhauptgewerbe haben sich erneut verschlechtert.

Konsum

Die Konsumausgaben des Staates legten im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zu. Der private Konsum stagnierte dagegen. Zwar sank die Inflation zuletzt etwas, aber sie bleibt auf hohem Niveau. Das dämpft weiterhin die Kaufneigung. Demgegenüber stehen aber eine weiterhin gute Beschäftigungslage und kräftige Lohnsteigerungen, was den Konsum stabilisiert. Der Geschäftsklimaindex für den Dienstleistungssektor hat am aktuellen Rand nochmals nachgegeben. Auch das Konsumklima hat sich nach einer zwischenzeitlichen Erholung wieder eingetrübt und bleibt deutlich im negativen Bereich.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich weiter abgeschwächt. Die Arbeitslosigkeit steigt im August erneut an. Zum Anstieg tragen sowohl die Arbeitslosigkeit im SGB-II Bereich als auch im konjunkturnahen SGB-III-Bereich bei. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sinkt abermals. Nachdem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Vormonaten noch zulegte, stagniert sie im Juni. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt weiter auf nun 100,5 und liegt damit nur noch knapp im positiven Bereich.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230831.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – August 2023, In: IAB-Forum 31. August 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-august-2023/, Abrufdatum: 28. April 2024