Im zweiten Quartal 2019 ließ die Konjunktur in Deutschland merklich nach. Vorläufigen Ergebnissen zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Ursächlich waren der Wegfall von Sonderfaktoren in der Automobilindustrie, die im ersten Quartal die Konjunktur begünstigten, und eine anhaltende, allgemeine weltwirtschaftliche Konjunkturschwäche. Deutsche Unternehmen beurteilen ihre Lage zunehmend schlechter und auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind pessimistischer. Dafür sind die Verschärfung der Handelsauseinandersetzungen zwischen den USA und China sowie die Aussicht auf einen ungeregelten Brexit maßgeblich. Die Konjunkturschwäche schlägt sich auch auf den Arbeitsmarkt nieder. Zwar ist die Lage noch gut, aber die Beschäftigung wächst deutlich langsamer und die Arbeitslosigkeit nimmt nicht mehr weiter ab.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft verliert an Schwung. Im zweiten Quartal 2019 ist die Eurozone nur um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Insbesondere das Vereinigte Königreich und Deutschland haben mit einem saisonbereinigten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 und 0,1 Prozent die Dynamik in Europa gebremst. Hier spielt die Sorge über einen ungeregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union eine große Rolle, ebenso wie die Unsicherheiten durch die internationale Handelspolitik. Sowohl die aktuelle konjunkturelle Lage als auch die Erwartungen für die Weltkonjunktur im nächsten halben Jahr sind getrübt.

Exporte

Die Abnahme der Wirtschaftsleistung in Deutschland ist auf den Außenhandel zurückzuführen. Im zweiten Quartal sanken die Exporte stärker als die Importe im Vergleich zum Vorquartal. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind tendenziell rückläufig. Daher ist auch für das laufende Quartal keine Besserung zu erwarten.

Investitionen

Die Investitionen haben im zweiten Quartal trotz eines Dämpfers bei den Bauinvestitionen insgesamt zugelegt. Die Auftragseingänge der Investitionsgüterproduzenten sind im Juni gestiegen. Auch sind die Investitionsgüterproduzenten etwas zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage als noch letzten Monat. Allerdings sind die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung seit Beginn des Jahres pessimistisch.

Konsum

Positive Impulse kamen im zweiten Quartal 2019 zudem vom Konsum. Sowohl der private Konsum als auch der Staatskonsum nahmen gegenüber dem ersten Quartal zu und stützten so die binnenwirtschaftliche Nachfrage. Die Umsätze im Einzelhandel haben im Juni wieder zugelegt. Das Konsumklima und die Anschaffungsneigung befinden sich auf hohem Niveau, auch wenn beide Größen am aktuellen Rand nachgeben.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt ist unverändert. Der Beschäftigungsaufbau flacht sich ab und die Arbeitslosigkeit nimmt nicht mehr weiter ab. Besonders im Rechtskreis des SGB III sind seit mehreren Monaten geringfügige Zuwächse der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer fällt auf 101,2 Punkte. Wie in den letzten Monaten ist der Beschäftigungsausblick immer noch günstig, aber die Erwartungen für die Arbeitslosigkeit trüben sich ein.

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2019): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – August 2019, In: IAB-Forum 29. August 2019, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-august-2019/, Abrufdatum: 26. April 2024