Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich im ersten Quartal 2023 verhalten. Von der globalen Konjunktur gehen nur wenige Impulse aus. Höhere Zinsen mindern die Investitionsdynamik. Die Inflation sinkt nur langsam und führte zu Kaufzurückhaltung. Die konjunkturelle Erholung verläuft daher bisher gebremst. Auf dem Arbeitsmarkt ist die schwache Konjunktur sichtbar, insgesamt zeigt er sich aber stabil.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Konjunkturdynamik der Weltwirtschaft war im ersten Quartal schwach. International werden die wirtschaftlichen Aktivitäten durch hohe Inflationsraten und damit einhergehend steigende Leitzinsen beschränkt. Nach den Verunsicherungen auf den Finanzmärkten im Zusammenhang mit der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse hat sich die Gefahr einer Finanzkrise aber wieder verringert. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Situation in der Eurozone und in China haben sich verbessert, bleiben aber negativ. Die Einschätzung für die USA hat leicht nachgegeben, bleibt aber positiv. Die Indikatoren zur Einschätzung der zukünftigen Entwicklung haben sich erneut abgeschwächt.

Außenhandel

Der Außenhandel entwickelt sich zu Jahresbeginn gut. Im Februar 2023 sind die deutschen Exporte im Vormonatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 4,0 Prozent gestiegen. Die Importe haben im Februar mit 4,6 Prozent noch stärker zugelegt. Die Exporte in Nicht-EU-Staaten sind zwar im März 2023 nach einem Anstieg im Vormonat um 4,4 Prozent gefallen, liegen aber deutlich über dem Vorjahresniveau. Der Produktionsindex hat im Februar zum zweiten Mal in Folge zugelegt, im März ging der Lkw-Fahrleistungsindex allerdings wieder zurück. Nachlassende Lieferengpässe erleichtern es, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe nehmen seit November tendenziell zu und sind im April erneut gestiegen.

Investitionen

Die Investitionen entwickeln sich weiter uneinheitlich. Bei den Investitionsgüterherstellern hat sich im April die Beurteilung der Geschäftslage nach einer Erholung im Vormonat wieder etwas eingetrübt. Die Geschäftserwartungen haben sich aber leicht verbessert. Die Produktion im Baugewerbe ist im Februar zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe hat im Februar um 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt, ist aber weiter deutlich niedriger als vor einem Jahr. Die Baugenehmigungen sind bereits seit Anfang 2022 rückläufig. Stornierungen im Wohnungsbau haben zugenommen. Die Bauinvestitionen sind weiter durch schlechtere Finanzierungsbedingungen und höhere Materialkosten belastet.

Konsum

Der Konsum litt im ersten Quartal 2023 weiter unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher infolge der hohen Inflation der Verbraucherpreise. Diese gab zwar im März leicht nach, liegt aber mit 7,4 Prozent weiter auf vergleichsweise hohem Niveau. Die Beurteilung der Lage im Handel hat sich wieder etwas eingetrübt. Die Erwartungen sind aber etwas weniger pessimistisch als im Vormonat. Der Konsumklimaindex erholt sich weiter, befindet sich aber im April noch immer im negativen Bereich.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt bleibt weitgehend stabil. Die Beschäftigung nahm im Februar wieder merklich zu. Die Arbeitslosigkeit steigt im April erneut an. Sie nimmt dabei gleichermaßen im SGB-II-Bereich und im konjunkturnahen SGB-III-Bereich zu. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt leicht nach und liegt bei 103,0 Punkten. Die Arbeitslosigkeitskomponente liegt dabei im neutralen Bereich, die Beschäftigungskomponente im deutlich positiven Bereich. Bei der Arbeitslosigkeit ist damit in den nächsten Monaten eine Seitwärtsbewegung zu erwarten.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230428.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – April 2023, In: IAB-Forum 28. April 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-april-2023/, Abrufdatum: 28. April 2024