Während die Zeichen in Deutschland grundsätzlich auf wirtschaftliche Erholung vom Pandemie-Winter standen, überschattet der russische Angriff auf die Ukraine die weiteren Aussichten. Die coronabedingten Einschränkungen haben zum Ende des vergangenen Jahres den Aufschwung ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt sank im Schlussquartal 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die anstehenden Lockerungen der Einschränkungen werden jedoch die Lage insbesondere für den Handel und das Gastgewerbe verbessern. Die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Lage in Deutschland hat sich zuletzt ebenso wie die Erwartung für die nächsten Monate deutlich aufgehellt. Die Erholung ist auch am Arbeitsmarkt spürbar.

Die aktuellen wirtschaftlichen Indikatoren beziehen den Ukraine-Krieg größtenteils noch nicht ein. Wirtschaftliche Wirkungen können sich unter anderem über Handelsverflechtungen, Energieversorgung und Unsicherheit ergeben.

Weltwirtschaft

Die Erholung der Weltwirtschaft wurde 2021 durch Lieferengpässe und zum Jahresende durch den neuerlichen Anstieg der Corona-Inzidenzen gebremst. Daneben trüben auch Inflationsrisiken die Entwicklung. Die aktuelle Rücknahme von coronabedingten Einschränkungen verbesserte zuletzt die Stimmung.

Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Lage für die Eurozone, für China und die USA haben sich wieder etwas erholt. Für China liegen die Erwartungen dabei weiterhin im negativen Bereich, knapp positiv sind sie für die Eurozone, deutlich positiv für die USA. Der Ausblick auf die nächsten sechs Monate liegt für alle drei Regionen weiterhin im positiven Bereich, hat sich aber zuletzt eingetrübt.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel hat im letzten Quartal 2021 noch einmal kräftig zugenommen. Der Export konnte um 4,8 Prozent zulegen. Im Vergleich dazu stieg der Import mit 5,1 Prozent noch etwas stärker. Die Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes zogen im Februar nochmals an. Der Krieg in der Ukraine dürfte die Erwartungen aber wieder verschlechtern.

Investitionen

Das Wachstum der Investitionen wurde im vergangenen Jahr insbesondere durch Lieferengpässe gebremst. Im letzten Quartal 2021 haben die Investitionen dennoch um 0,5 Prozent zugenommen. Der Zuwachs ist dabei auf Investitionen in Ausrüstung und sonstige Anlagen zurückzuführen.

Die Bauinvestitionen konnten nicht zulegen. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe haben sich aber im Dezember kräftig erholt. Auch bei den Investitionsgüterproduzenten haben sich die Auftragseingänge im Dezember erhöht – zum zweiten Mal in Folge. Die Umsätze haben etwas nachgegeben. Die Einschätzung der aktuellen Lage der Investitionsgüterproduzenten hat sich dennoch deutlich gebessert. Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich aber wieder eingetrübt. Auch bei den Betrieben im Bauhauptgewerbe hat sich die Beurteilung der aktuellen Lage gebessert, die der Erwartungen etwas verschlechtert.

Konsum

Der Konsum wurde durch die Corona-Regeln deutlich gedämpft. Im vierten Quartal 2021 sank der private Konsum um 1,8 Prozent, und auch im bisherigen Jahresverlauf 2022 dürfte die Entwicklung gedämpft sein. Die Konsumausgaben des Staates haben die Nachfrage dagegen stabilisiert. Sie nahmen im Schlussquartal um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Im Gastgewerbe sind im Dezember die Umsätze saisonbereinigt noch einmal zurückgegangen. Die Geschäftslage im Handel hat sich nach einer Verschlechterung im Vormonat wieder verbessert. Die Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen machen sich hier bemerkbar. Die Erwartungen haben sich erneut deutlich aufgehellt. Das Konsumklima hat sich aktuell gegenüber dem Vormonat nur leicht verbessert.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich erneut. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm im Dezember deutlich zu. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich im Februar fort, ebenso wie der Rückgang der Unterbeschäftigung, die unter anderem Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen umfasst. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen steigt weiterhin und befindet sich auf einem neuen Höchstwert, die Zahl der neu gemeldeten Stellen hat aber etwas abgenommen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hellt sich deutlich auf und ist um 1,8 Punkte auf nun 104,4 Punkte gestiegen.

Literatur

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Bedeutung des Ukraine-Kriegs für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland. IAB-Forum, 2. Februar 2022.

 

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220302.01

 

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Februar 2022, In: IAB-Forum 2. März 2022, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-februar-2022/, Abrufdatum: 20. April 2024