Ob Finanzkrise oder Coronakrise: Betriebe liefern Antworten, was bei der Krisenbewältigung hilft

Das IAB-Betriebspanel liefert wichtige Erkenntnisse, wie Maßnahmen zur Bekämpfung einer Krise wirken. Während der Finanzkrise 2009 und auch während der Coronakrise 2020 waren diese Informationen für Politik und Forschung besonders wichtig. Professor Lutz Bellmann (IAB/FAU), Professor Richard Upward (University of Nottingham), Dr. Lisa Bellmann (IAB) und Dr. Nicole Cujai (BA) erklären im Video, welche Daten das Betriebspanel in Krisenzeiten erhebt und warum sie so relevant sind.

In der Finanzkrise und auch in der Coronakrise verglichen IAB-Forscherinnen und Forscher Betriebe anhand verschiedener Kriterien. Ein wichtiges Merkmal war, ob Betriebe Abkommen zur Beschäftigung- und Standortsicherung geschlossen hatten oder nicht. Die für diesen Vergleich notwendigen Daten konnten im Betriebspanel gut erfasst werden und „… zeigen, dass diese Maßnahmen sehr bedeutsam für die Betriebe zur Bewältigung der Finanzkrise waren“, so Professor Lutz Bellmann. Das IAB-Team konnte beobachten, wie sich dieser Unterschied auf die Beschäftigungsentwicklung und Beschäftigungsstabilität sowie auf die Einkommensentwicklung und  Innovationstätigkeit der  Betriebe auswirkte.

Auch die internationale Wissenschaftscommunity forscht mit Daten aus dem IAB-Betriebspanel. Professor Upward von der Nottingham University unterstreicht die Relevanz der Forschungsdaten: „These are things which affect firms all over the world and the answers which the establishment panel can give us are very useful for international comparisons.“

In der IAB-Betriebspanelerhebung 2020 wurden dringende Themen, wie die Nutzung von Kurzarbeitergeld und dessen Aufstockung sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auf die Betriebe evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa zwei Drittel aller Betriebe wirtschaftlich negativ betroffen waren und dass diese betroffenen Betriebe auch das Kurzarbeitergeld in Anspruch nahmen. Dr. Lisa Bellmann vom IAB zeigt auf, dass „…es kontroverserweise genau die Betriebe waren, die das Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter nicht aufgestockt haben.“ Am häufigsten wurde Kurzarbeitergeld vermehrt von Betrieben mit niedrigen Durchschnittslöhnen, Mindestlohnbetrieben sowie von Betrieben, die nicht tarifgebunden sind, in Anspruch genommen. Wohingegen Betriebe mit höheren Durchschnittsgehältern und Tarifbindungen weniger häufig Kurzarbeitergeld in Anspruch nahmen, so Bellmann.

Dr. Nicole Cujai von der Bundesagentur für Arbeit führt aus, dass solche Sonderbefragungen von Betrieben auch helfen, das operative Handeln entsprechend auszurichten. Sie merkte an, dass viele Betriebe beispielsweise die Ausbildungsangebote der Bundesagentur für Arbeit nicht kannten und die Agentur daraufhin das Marketing und die Betriebsansprachen mit Blick auf deren Ausbildungsprogramme oder assistierte Ausbildungen verstärkte.

Damit Arbeitsplätze auch in schwierigen Zeiten erhalten bleiben, ist es wichtig, Betriebe zu befragen. Das zeigte sich 2009 in der Finanzkrise, 2020 in der Coronakrise und gilt auch für die Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20231214.01