Die bis ins Frühjahr 2018 noch sehr guten konjunkturellen Aussichten in Deutschland haben sich mittlerweile deutlich verschlechtert. Dahinter steht eine Abschwächung der weltwirtschaftlichen Entwicklung, die wesentlich durch die von der US-Regierung ausgehenden internationalen Handelskonflikte bedingt ist.

Die bisher tatsächlich verhängten Zölle an sich haben aber nur begrenzte Wirkung, die gesamtwirtschaftlich nicht wesentlich ins Gewicht fallen würde. Der Anteil der deutschen Exporte in die USA an allen Ausfuhren liegt unter neun Prozent, und derjenige der bisher betroffenen Produkte (Stahl, Aluminium) ist nur ein kleiner Bruchteil davon. Die negative Wirkung der Handelskonflikte auf die deutsche Konjunktur ergibt sich aber über zwei wichtigere Kanäle:

  • Andere Länder wie China und die USA selbst sind konjunkturell betroffen, was die Weltwirtschaft und damit die deutschen Exporte schwächt.
  • Die Stimmung und das Vertrauen in der Wirtschaft wurden empfindlich getroffen. Dies hat Konsequenzen vor allem für Investitionsentscheidungen. Die Unsicherheit über weitere Maßnahmen spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Momentan ist für Deutschland mit einer Abflachung der BIP-Wachstumsraten gegenüber dem Jahr 2017 zu rechnen, aber nicht mit einer wirklichen Schwächephase oder sogar Rezession.

Die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland wird nach derzeitigem Stand nur in begrenztem Umfang von dem weltwirtschaftlichen Dämpfer betroffen sein. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist zwar gefallen, liegt aber weiter auf sehr hohem Niveau. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich der Beschäftigungsaufschwung auf robuste Trendentwicklungen wie das Wachstum in vielen Dienstleistungsbereichen (zum Beispiel Erziehung, Pflege) und die niedrige Entlassungsquote stützt. Letztere resultiert daraus, dass Betriebe sich angesichts der deutlich gestiegenen Arbeitskräfteknappheit Beschäftigte sichern, wie Sabine Klinger und Enzo Weber in einem Beitrag aus dem Jahr 2014 aufgezeigt haben.

Der Abbau der Arbeitslosigkeit über die vergangenen Monate stützte sich zu einem guten Teil auf die starke Konjunktur. Für ein weiteres deutliches Sinken der Arbeitslosigkeit würde es demnach bei einem konjunkturellen Dämpfer nicht mehr reichen. Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist zuletzt mehrmals gefallen, liegt aber noch im positiven Bereich. In der Tendenz ist also noch immer mit einer eher günstigen Entwicklung zu rechnen.

Eine weitere deutliche Eskalation der Handelskonflikte würde die Wirkung auf die deutsche Konjunktur verschärfen. Auch wenn der deutsche Arbeitsmarkt nach wie vor robust ist (lesen Sie mehr hierzu in einem Beitrag von Enzo Weber aus dem Jahr 2015), würde eine weltwirtschaftliche Krise auch hier Spuren hinterlassen.

Literatur

Klinger, Sabine; Weber, Enzo (2014): Seit der Großen Rezession: schwächerer Zusammenhang von Konjunktur und Beschäftigung. Wirtschaftsdienst, Jg. 94, H. 10, S. 756–758.

Weber, Enzo (2015): Arbeitsmarkt weiterhin robust gegen Krisen? Wirtschaftsdienst, Jg. 95, H. 8, S. 553–555.

Weber, Enzo (2018): Mögliche Auswirkungen der internationalen Handelskonflikte auf den deutschen Arbeitsmarkt, In: IAB-Forum 9. Juli 2018, https://www.iab-forum.de/moegliche-auswirkungen-der-internationalen-handelskonflikte-auf-den-deutschen-arbeitsmarkt/, Abrufdatum: 20. April 2024