Jüngere Beschäftigte waren von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen. So haben sie im Durchschnitt seltener Kurzarbeitergeld erhalten und ihre Einkommen haben sich weniger positiv entwickelt als die älterer Beschäftigter. Obwohl finanzielle Probleme und Arbeitsplatzunsicherheit üblicherweise zu den stärksten Prädiktoren der Lebenszufriedenheit zählen, hatten unmittelbar pandemiebedingte Bedrohungen und Einschränkungen, wie sie sich zum Beispiel über Inzidenzraten erfassen lassen, einen wesentlich stärkeren Einfluss auf die Lebenszufriedenheit junger Beschäftigter.

Ähnlich wie in vielen anderen Ländern ging die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland während der Covid-19-Pandemie deutlich zurück. Nicht zuletzt deshalb brachte die Pandemie für viele Menschen erhebliche finanzielle und psychische Belastungen mit sich. Dank des Kurzarbeitergeldes kam es in Deutschland aber nur in sehr begrenztem Umfang zu einem dauerhaften Arbeitsplatzverlust. Besonders zu Beginn der Pandemie wurde das Kurzarbeitergeld häufig genutzt, um die Entlassung von Beschäftigten zu vermeiden, welche die Betriebe (zumindest vorübergehend) nicht beschäftigen konnten.

Allgemein war das Risiko Jüngerer besonders hoch, von den negativen Auswirkungen der Krise betroffen zu sein – insbesondere in Hinblick auf Beschäftigung und Einkommen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Jüngere im Vergleich zu schon länger im Erwerbsleben stehenden Beschäftigten über vergleichsweise wenig Berufserfahrung verfügen und häufiger befristet beschäftigt sind. Entsprechend weisen die verfügbaren Studien nicht nur einen moderaten Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit für das erste Jahr der Covid-19-Krise aus. Sie zeigen auch, dass jüngere Arbeitslose vergleichsweise lange in der Arbeitslosigkeit verbleiben (lesen Sie dazu auch einen 2021 im IAB-Forum erschienenen Beitrag von Hans Dietrich und anderen).

Neben den wirtschaftlichen Folgen werden im Folgenden mit den bundeslandspezifischen Covid-19-Inzidenzraten auch pandemiespezifische Einflüsse auf die Lebenszufriedenheit betrachtet. Die Inzidenzrate, also die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner, sollte dabei insofern in einem engen Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit stehen, als sie das individuelle Infektionsrisiko ebenso abbildet wie die Wahrscheinlichkeit staatlicher Maßnahmen zur Reduzierung der Infektionszahlen, beispielsweise Kontaktbeschränkungen oder die Schließung von Geschäften, Kneipen und Theatern.

Frühere Studien haben auch auf die psychologischen Kosten der Pandemie für die Bevölkerung hingewiesen, welche nicht dem pandemiebedingten Verlust sozio-ökonomischer Ressourcen geschuldet sein dürften. So zeigt zum Beispiel eine 2021 erschienene Studie von Ursina Kuhn und anderen für die Schweiz, dass das subjektive Wohlbefinden jüngerer Erwachsener, und hier insbesondere der 18- bis 25-Jährigen, während der Covid-19-Krise zurückgegangen ist und dass die verschlechterten Arbeitsmarktaussichten dieser Gruppe nicht unerheblich zum beobachteten Rückgang der Lebenszufriedenheit beigetragen haben dürfte.

Die hier präsentierte Studie stützt sich auf Daten der HOPP-Befragung des IAB (siehe Infokasten „Daten und Methoden“). Auf deren Basis lässt sich untersuchen, inwieweit auch hierzulande die steigende Arbeitsplatz- und Einkommensunsicherheit während der Pandemie das subjektive Wohlbefinden der Beschäftigten und ihrer Haushalte beeinträchtigt hat.

Die Studie richtet hierbei ein besonderes Augenmerk auf altersgruppenbezogene Unterschiede in der Entwicklung objektiver Indikatoren wie Kurzarbeit oder Haushaltseinkommen sowie auf das Verhältnis, in dem diese Indikatoren zur Lebenszufriedenheit stehen. Dabei werden drei Altersgruppen unterschieden: die 18- bis 25-Jährigen, die 26- bis 35-Jährigen und die über 35-Jährigen. Der relevante Untersuchungszeitraum liegt zwischen Mai 2020, dem Ende des ersten Lockdowns, und Februar 2021, also während des zweiten Lockdowns, der von November 2020 bis April 2021 dauerte.

Jüngere haben in der Pandemie am seltensten Kurzarbeitergeld bezogen

Ein wichtiges Instrument zur Sicherung der Beschäftigung insgesamt wie auch der individuellen Einkommen der Beschäftigten insgesamt während der Covid-19-Krise war, wie in vorangegangenen Krisen, das Kurzarbeitergeld.

Obwohl die Auswirkungen des Kurzarbeitergeldes gesamtwirtschaftlich gesehen positiv waren, insbesondere aufgrund seines Beitrags zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit, kann der Bezug von Kurzarbeitergeld auf individueller Ebene dennoch mit einem Rückgang der Lebenszufriedenheit einhergehen. Dies steht nicht zuletzt deshalb zu erwarten, da der Bezug von Kurzarbeitergeld auf eine schwierige wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers hinweisen kann.

Insofern geht der Bezug von Kurzarbeitergeld nicht nur mit einem geringeren Einkommen einher, sondern auch mit einer größeren Arbeitsplatzunsicherheit, da die Gefahr besteht, dass der Arbeitgeber trotz der Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes zwar nicht aktuell, aber letzten Endes doch gezwungen sein könnte, Personal zu entlassen oder sogar den Betrieb zu schließen.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich Beschäftigte, die kein Kurzarbeitergeld beziehen, in einer besseren finanziellen Situation befinden. Denn wenn eine Gruppe von Beschäftigten seltener Kurzarbeitergeld bezieht als andere, kann dies häufig auch daran liegen, dass ihre Mitglieder schlicht keine Ansprüche auf diese Leistung erworben haben (zum Beispiel weil sie geringfügig beschäftigt sind).

Tatsächlich haben jüngere Beschäftigte während der Pandemie seltener Kurzarbeitergeld bezogen als ältere (siehe Abbildung 1). Die Gründe hierfür sind allerdings nicht bekannt. Einerseits könnte es sein, dass jüngere Beschäftigte eher bei von der Pandemie wenig betroffenen Arbeitgebern beschäftigt waren oder dass jüngere Beschäftigte seltener für Kurzarbeit ausgewählt wurden als ihre älteren Kollegen.

Die Abbildung stellt die prozentuale Anzahl der Kurzarbeitenden im ersten Corona-Lockdown (22. März bis 04. Mai 2020) und die Anzahl derer im zweiten Corona-Lockdown (02. November 2020 bis 20. April 2021) dar. Es erfolgt eine Aufteilung in drei Altersklassen: 18 bis 25 Jahre, 26 bis 35 Jahre und ab 36 Jahre. Es zeigt sich, dass gegen Ende des ersten Lockdowns alle drei Altersklassen zu einem Anteil von jeweils knapp 20 Prozent in Kurzarbeit befunden haben. Relativ zu Beginn des zweiten Lockdowns erreicht der Anteil der 18 bis 25-Jährigen in Kurzarbeit ein altersübergreifendes Minimum von etwa 5 Prozent. Die neuesten Daten aus der Abbildung zeigen stammen vom Februar 2021. Die Berufstätigen aus allen drei Altersklassen befinden sich zu einem Anteil von jeweils etwa 10 Prozent in Kurzarbeit.

Andererseits könnte die geringere Inanspruchnahme von Kurzarbeit unter den jüngeren Beschäftigten aber auch darauf hindeuten, dass ihre Arbeitsmarktposition oft unsicherer ist als die der Älteren. In der Tat zeigt eine Studie von Markus Grabka und anderen aus dem Jahr 2020, dass geringfügig Beschäftigte besonders stark unter der Pandemie und ihren Folgen zu leiden hatten. Sie zeigt außerdem, dass der Anteil der unter 25-Jährigen in geringfügiger Beschäftigung (sogenannten Minijobs) überproportional hoch ist.

Auch in der ersten Welle der Befragung gaben jüngere Beschäftigte weitaus häufiger als ältere Beschäftigte an, dass sie ihren Job aufgrund der Covid-19-Krise verloren hatten. So berichteten 6,4 Prozent der 18- bis 25-Jährigen vom Verlust eines Minijobs (gegenüber 2,2 Prozent der 26- bis 35-Jährigen und 1,5 Prozent der 36- bis 65-Jährigen). 3,9 Prozent berichteten vom Verlust eines regulären Beschäftigungsverhältnisses (gegenüber 3,4 Prozent bei den 26- bis 35-Jährigen und 1,3 Prozent bei den 36- bis 65-Jährigen) und 1,4 Prozent vom Verlust einer selbständigen Beschäftigung (gegenüber jeweils 1,7 Prozent in den beiden älteren Befragtengruppen).

Das Haushaltseinkommen jüngerer Menschen ist früher und stärker gesunken

Das Haushaltsäquivalenzeinkommen (für Details siehe Infokasten „Daten und Methoden“) entwickelte sich während der Pandemie für die beiden älteren Personengruppen ebenfalls günstiger als für die 18- bis 25-Jährigen (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 zeigt die monatlichen Veränderungen der Haushaltseinkünfte für jede der drei untersuchten Altersklassen während der Covid-19-Pandemie zwischen Mai 2020 und Februar 2021. Das Haushaltseinkommen der älteren Befragten stieg bis Oktober 2020 auf über 2.500 Euro an. Mit dem zweiten Lockdown sank es für die über 36- jährigen auf unter 2.500 Euro – bei den 26 – 35- jährigen sank das Einkommen ebenfalls, blieb im Durchschnitt aber über dem Wert von 2.500 Euro. Das – im Schnitt ohnehin deutlich niedrigere – Einkommen der jüngsten Altersgruppe erhöhte sich lediglich kurz zwischen Mai und Juni 2020 auf ca. 1.800 Euro, um dann bis zum Ende des Beobachtungszeitraums nahezu kontinuierlich auf einen Wert von ca. 1.500 Euro zu sinken.

Während das Haushaltseinkommen der älteren Befragten bis Oktober 2020 anstieg und erst mit dem zweiten Lockdown im Dezember 2020 sank, erhöhte sich das im Schnitt ohnehin deutlich niedrigere Einkommen der jüngsten Altersgruppe lediglich kurz zwischen Mai und Juni 2020, um dann bis zum Ende des Beobachtungszeitraums nahezu kontinuierlich zu sinken. Entsprechend ging die Einkommensschere zwischen den Altersgruppen während der Pandemie weiter auseinander.

Rückgang der Lebenszufriedenheit über alle Altersgruppen hinweg

Hier stellt sich allerdings die Frage, ob mit dem größeren Einkommensverlust der Jüngeren auch ein entsprechend stärkerer Rückgang der Lebenszufriedenheit einhergegangen ist. Auf den ersten Blick scheint dies nicht der Fall zu sein. Anders als die Haushaltseinkommen entwickelte sich die allgemeine Lebenszufriedenheit im Verlauf der Pandemie zwar grundsätzlich rückläufig, verlief aber für alle Altersgruppen mehr oder weniger parallel (siehe Abbildung 3).

Wenn sich überhaupt eine Änderung feststellen lässt, dann schließt sich der kleine, zu Beginn des Beobachtungszeitraums vorhandene Unterschied zwischen den Altersgruppen im Verlauf der Pandemie fast gänzlich, weil die jüngste Altersgruppe zu den beiden älteren Gruppen aufschließt.

Abbildung 3 zeigt die Lebenszufriedenheit der Beschäftigten für jede der drei untersuchten Altersgruppen im Zeitraum zwischen Mai 2020 und Februar 2021. Die allgemeine Lebenszufriedenheit entwickelte sich im Verlauf der Pandemie zwar grundsätzlich rückläufig, verlief aber für alle Altersgruppen mehr oder weniger parallel. Zwischen Mai 2020 und Juli 2020 war die jüngste Altersgruppe tendenziell am unzufriedensten – im August 2020 schließt sie zu den beiden anderen Altersklassen auf. Ab diesem Zeitpunkt ist für alle Altersklassen nur noch ein Sinken der Zufriedenheit festzustellen – im Februar 2021 ist ein Tiefpunkt erreicht.

Dass die Lebenszufriedenheit zu Beginn der Pandemie in der jüngsten Altersgruppe am niedrigsten war, ist allerdings insofern überraschend, als in einem Großteil der Studien zu diesem Thema davon ausgegangen wird, dass die Lebenszufriedenheit mit dem Alter abnimmt – zumindest bis zum Alter von 40 bis 50 Jahren (beispielhaft genannt seien hier zwei 2021 publizierte Studien von Fabian Kratz und Josef Brüderl einerseits sowie von David Blanchflower andererseits).

Daher ist nicht auszuschließen, dass die altersbezogenen Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zumindest zum Teil auch auf Unterschiede in sozio-ökonomischen Merkmalen zurückführen sind, die dazu geführt haben, dass die Lebenszufriedenheit der jüngeren Beschäftigten zunächst niedriger war als das der älteren.

Um einen genaueren Blick auf den Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischen Ressourcen und Lebenszufriedenheit werfen zu können, wird in der Studie ein Regressionsmodell verwendet, welches verschiedene individuelle Merkmale wie Alter, Bezug von Kurzarbeitergeld, Haushaltseinkommen und Covid-19-Inzidenzraten als mögliche Determinanten der Lebenszufriedenheit berücksichtigt.

Während die Regressionsergebnisse ohne Berücksichtigung dieser Kontrollvariablen das vorherige Ergebnis bestätigen und zeigen, dass die 18 bis 25-Jährigen eine geringere Lebenszufriedenheit aufweisen als die Älteren, ändern sich die Ergebnisse durch die Berücksichtigung der genannten Kontrollvariablen grundlegend. Tatsächlich wäre die Lebenszufriedenheit der jüngeren Beschäftigten im Schnitt höher als die der älteren, wenn die Jüngeren hinsichtlich der im Modell berücksichtigten Kontrollvariablen die gleichen Merkmalsausprägungen hätten wie die Älteren. Also wenn sie zum Beispiel die gleiche Wahrscheinlichkeit hätten, in einer Partnerschaft zu leben oder über das gleiche durchschnittliche Haushaltseinkommen verfügten.

Die jüngeren Beschäftigten sind also aus dem Grund weniger zufrieden als die älteren, weil sie sich hinsichtlich individueller Charakteristika unterscheiden, die zwischen den Altersgruppen ungleich verteilt sind und mit der Lebenszufriedenheit korrelieren.

Wer in der Pandemie Kurzarbeitergeld bezogen hat, war im Schnitt unzufriedener

Betrachtet man die Unterschiede hinsichtlich der sozio-ökonomischen Merkmale zwischen Befragtengruppen, so weisen die Ergebnisse auf einen statistisch signifikanten, positiven Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Einkommen sowie einen negativen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und dem Bezug von Kurzarbeitergeld hin. So waren wohlhabendere Beschäftigte und diejenigen, die kein Kurzarbeitergeld bezogen haben, im Schnitt zufriedener mit ihrem Leben (siehe Abbildung 4).

Abbildung 4 zeigt die Lebenszufriedenheit von Beschäftigten mit verschiedenen sozioökonomischen Merkmalen. Es zeigt sich, dass Menschen, die nicht im Kurzarbeitergeldbezug waren sowie diejenigen mit einem höheren Einkommen im Schnitt zufriedener im Leben waren.

Über derartige Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen unterschiedlichen Beschäftigtengruppen (sogenannte between-effects) hinausgehend erlauben die hier verwendeten statistischen Modelle weitere Analysen. Diese erfassen die Effekte auf die Lebenszufriedenheit, die durch Veränderungen der Merkmale ein und derselben Person im Zeitverlauf (also zwischen den Befragungswellen) zu Stande kommen (sogenannte within-effects). Wenn beispielsweise eine Person in der ersten Befragung kein Kurzarbeitergeld erhält, in der zweiten aber schon, und wenn gleichzeitig deren Lebenszufriedenheit sinkt, führt dies zu einem negativen within-effect.

Unterscheidet man zwischen diesen beiden Arten von Effekten, so zeigt sich, dass es zwar einen statistisch signifikanten und positiven Effekt des Einkommens auf die Lebenszufriedenheit zwischen wohlhabenderen und weniger wohlhabenden Beschäftigten gibt. Einkommensveränderungen einzelner Beschäftigter über die Zeit, also zwischen einzelnen Befragungswellen, weisen jedoch keinen signifikanten Effekt auf die Lebenszufriedenheit auf.

Anders liegt die Sache beim Bezug von Kurzarbeitergeld: Nicht nur sind diejenigen, die Kurzarbeitergeld beziehen, im Schnitt unzufriedener mit ihrem Leben als Menschen, bei denen dies nicht der Fall ist. Darüber hinaus sinkt die Lebenszufriedenheit einer Person auch, wenn diese neu in den Kurzarbeitergeldbezug eintritt. Auch wenn das Kurzarbeitergeld also aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive eher positiv einzuschätzen ist, bringt der Kurarbeitergeldbezug für die individuellen Beschäftigten offenbar dennoch ein Gefühl der Einkommens- und Beschäftigungsunsicherheit mit sich, welches sich in ihren individuellen Bewertungen und ihrer Lebenszufriedenheit niederschlägt.

Das Zusammenleben in einer Partnerschaft hatte hingegen eine besonders hohe Bedeutung für die Lebenszufriedenheit der Befragten während der Pandemie, insbesondere für Männer. Da sich jüngere und ältere Befragte außerdem deutlich hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit unterscheiden, in einer Partnerschaft zu leben (74 Prozent der ältesten, 68 Prozent der mittleren aber nur 22 Prozent der jüngsten Altersgruppe lebten in einer Partnerschaft), scheinen diese altersbedingten Unterschiede im Partnerschaftsstatus eine wichtige Rolle für die beobachteten Altersdifferenzen in der Lebenszufriedenheit zu spielen.

Die Höhe der Inzidenzraten, die sowohl das individuelle Infektionsrisiko als auch die damit gegebenenfalls einhergehenden Einschränkungen widerspiegelt, scheint eine wichtige Einflussgröße der Lebenszufriedenheit zu sein. Das gilt sowohl zwischen Gruppen (between) als auch auf Ebene der einzelnen Individuen. Beschäftigte, die sich mit hohen Inzidenzraten konfrontiert sehen, sind nicht nur unzufriedener als diejenigen, die sich mit einer geringeren Inzidenz auseinandersetzen müssen. Darüber hinaus schlägt sich ein Anstieg der Inzidenzraten, den ein einzelnes Individuum zwischen zwei Zeitpunkten erlebt, ebenfalls in einer geringeren Lebenszufriedenheit nieder.

Fazit

Im Vergleich zu älteren Beschäftigten waren junge Erwachsene einem höheren Risiko negativer Auswirkungen der Pandemie auf ihre Beschäftigungssituation ausgesetzt. So erhielten sie seltener Kurzarbeitergeld als Ältere. Und obwohl sie bereits zuvor im Schnitt deutlich weniger verdient hatten als ältere Beschäftigte, hat sich der Einkommensabstand nach dem ersten Lockdown nochmals vergrößert.

Während die Lebenszufriedenheit jüngerer Beschäftigter im Beobachtungszeitraum geringer war als die der Älteren, ändert sich dieser Befund, sobald man sozio-ökonomische Einflussgrößen der Lebenszufriedenheit berücksichtigt. Wenn junge Beschäftigte die gleichen Merkmale wie ältere Beschäftigte hätten – also zum Beispiel das gleiche Einkommen oder die gleiche Wahrscheinlichkeit, in einer Partnerschaft zu leben – wäre ihre Lebenszufriedenheit sogar höher als die der älteren Beschäftigten. Insbesondere die Inzidenzraten sowie das Vorhandensein oder das Fehlen einer Partnerschaft scheinen die Lebenszufriedenheit während der Pandemie stärker beeinflusst zu haben als wirtschaftliche Faktoren.

Während junge Erwachsene also stärker von den negativen ökonomischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen waren, scheint die Relevanz dieser ökonomischen Auswirkungen für ihre Lebenszufriedenheit gleichwohl gering gewesen zu sein. Das gilt zumindest während der frühen Phase der Pandemie. Wesentlich stärkeren Einfluss auf die Lebenszufriedenheit während der Pandemie hatte die Entwicklung der Inzidenzraten und die Tatsache, dass junge Erwachsene häufiger Singles waren.

Daten und Methoden

Dieser Beitrag ist Teil des “COVID-19 youth economic activity and health monitor” (YEAH), eines Kooperationsprojekts zwischen dem Centre for Learning and Life Chances in Knowledge Economies and Societies (LLAKES) des University College London (UCL), Statistics Canada, dem Economic and Social Research Institute (ESRI) und dem IAB. Das Projekt wurde vom Economic and Social Research Council (ESRC) unter der Fördernummer ES/V01577X/1 finanziert.

Für unsere Analysen verwenden wir Daten des Hochfrequenten Online-Personen-Panels „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona” (IAB-HOPP). Diese Online-Befragung liefert neue Daten zur Erforschung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die sozioökonomischen Bedingungen, die Gesundheit und die Beschäftigungssituation der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland.

Der Datensatz basiert aus einer Zufallsstichprobe von Personen, die aus den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB gezogen wurde. Die IEB umfasst Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit, die die meisten abhängig Beschäftigten (ohne Beamte und Selbstständige) erfassen.

Die Daten umfassen Informationen über Episoden sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, über geringfügige Teilzeitbeschäftigung, über Episoden des Bezugs von Arbeitslosengeld oder Grundsicherung, über die Teilnahme an Arbeitsmarktprogrammen und über die Registrierung als Arbeitssuchender. Die Stichprobe der Erhebung beschränkt sich auf Personen, die am 1. Mai 2020 18 Jahre oder älter waren und mindestens einen Datensatz in der IEB-Datenbank des Jahres 2018 hatten. Eine detailliertere Beschreibung des Datensatzes findet sich bei Haas et al (2017).

Unsere Analysen stützen sich auf Daten aus den ersten sieben Befragungswellen, die zwischen Mai 2020 und März 2021 durchgeführt wurden. Zusätzlich zu den deskriptiven Analysen stellen wir Effektdiagramme aus einem multivariaten Hybridmodell zur Verfügung.

In unseren Analysen verwenden wir ein sogenanntes äquivalisiertes Haushaltseinkommen, um die Einkommen von Haushalten unterschiedlicher Größe vergleichbar zu machen. Zur Berechnung des Äquivalenzeinkommens wird das Gesamteinkommen des Haushalts durch eine gewichtete Haushaltsgröße geteilt, die bei Mehrpersonenhaushalten kleiner ist als die tatsächliche Haushaltsgröße. Ansätze zur Berechnung dieser gewichteten Haushaltsgröße (zum Beispiel die bekannte OECD-Äquivalenzskala) gewichten Haushaltsmitglieder unterschiedlichen Alters in der Regel unterschiedlich stark, um die abweichenden Bedürfnisse von Erwachsenen, Jugendlichen und kleineren Kindern zu berücksichtigen.

Da unsere Daten keine detaillierten Informationen über die Altersstruktur der Haushaltsmitglieder enthalten, haben wir das Haushaltseinkommen anhand der Quadratwurzelskala berechnet, bei der das Haushaltseinkommen durch die Quadratwurzel aus der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen geteilt wird.

In aller Kürze

▪ Jüngere Erwachsene waren anfälliger für negative Einflüsse der Covid-19-Pandemie auf Beschäftigung und Haushaltseinkommen als Beschäftigte in den höheren Altersgruppen.

▪ Der Einfluss dieser wirtschaftlichen Faktoren auf ihre Lebenszufriedenheit scheint jedoch begrenzt gewesen zu sein, zumindest in der frühen Phase der Pandemie.

▪ Insbesondere hohe Covid-19-Inzidenzraten und das Fehlen einer Partnerin oder eines Partners haben ihre Lebenszufriedenheit in dieser Zeit gemindert. Hier wirkt sich insbesondere die Tatsache aus, dass Jüngere deutlich seltener in einer Partnerschaft leben als Ältere.

Literatur

Beznoska, Martin; Niehues, Judith; Stockhausen, Maximilian (2021): Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie. Staatliche Sicherungssysteme und Hilfsmaßnahmen stabilisieren soziales Gefüge, in: Wirtschaftsdienst, Vol. 101, No. 1, S. 17-21.

Blanchflower, David G. (2021): Is happiness U-shaped everywhere? Age and subjective well-being in 145 countries. Journal of Population Economics 34, S. 575-624.

Dietrich, Hans; Henseke, Golo; Achatz, Juliane; Anger, Silke Christoph; Bernhard; Patzina, Alexander (2021): Youth unemployment in Germany and the United Kingdom in times of Covid-19. In: IAB-Forum, 04.08.2021.

Grabka, Markus M.; Braband, Carsten; Göbler, Konstantin (2020): Beschäftigte in Minijobs sind VerliererInnen der coronabedingten Rezession, DIW Wochenbericht 45/2020, S. 841-847.

Haas, Georg-Christoph.; Müller, Bettina; Osiander, Christopher. (2021): Development of a new COVID-19 panel survey: the IAB high-frequency online personal panel (HOPP). In: Journal of Labour Market Research, Vol. 55.

Kratz, Fabian; Brüderl, Josef (2021): The Age Trajectory of Happiness. PsyArXiv Preprint. DOI: 10.31234/osf.io/d8f2z.

Kuhn, Ursina et al (2021): Who is most affected by the Corona crisis? An analysis of changes in stress and well-being in Switzerland. European Societies, 23:sup 1. DOI: 10.1080/14616696.2020.1839671

Volkert, Marieke et al (2021): Dokumentation und Codebuch für das Hochfrequente Online Personen Panel „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona” (IAB-HOPP, Welle 1-7). FDZ-Datenreport Nr. 4.

Bild: contrastwerkstatt/stock.adobe.com

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240216.01

Achatz, Juliane; Anger, Silke; Christoph, Bernhard (2024): Jünger und weniger zufrieden? Die Lebenszufriedenheit junger Beschäftigter während der Covid-19-Pandemie, In: IAB-Forum 16. Februar 2024, https://www.iab-forum.de/juenger-und-weniger-zufrieden-die-lebenszufriedenheit-junger-beschaeftigter-waehrend-der-covid-19-pandemie/, Abrufdatum: 27. April 2024