Mit der Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ erforscht das IAB laufend die Lage der Betriebe während der Corona-Krise, darunter die aktuelle Entwicklung der Kurzarbeit. Den Befragungsergebnissen zufolge setzte jeder fünfte Betrieb im Oktober 2020 Kurzarbeit ein.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verfügt frühestens nach drei Monaten über Daten zum tatsächlich realisierten Einsatz von Kurzarbeit, da die Betriebe diese erst nachträglich abrechnen. Hinzu kommt: Auch zu einem späteren Zeitpunkt sind noch weitere Korrekturen der ersten BA-Hochrechnungen möglich.

Um dennoch zeitnah Informationen über die Entwicklung der Kurzarbeit zu gewinnen, nutzt das IAB die Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“. Seit August wird eine repräsentative Stichprobe von Betrieben im dreiwöchigen Rhythmus unter anderem danach gefragt, ob sie Kurzarbeit einsetzen und wie sie die weitere Entwicklung einschätzen (siehe Infokasten „Daten und Methoden“). Da Hochrechnungen auf Basis von Stichproben stets mit einer statistischen Unschärfe behaftet sind, werden bei den Befragungsergebnissen auch sogenannte Konfidenzintervalle ausgewiesen. Die letzte Befragung erfolgte im Zeitraum vom 5. bis 19. Oktober. Bei der Einordnung der Befragungsergebnisse ist zu beachten, dass im Befragungszeitraum zwar die Covid-19-Neuinfektionen wieder stark anstiegen, aber noch deutlich unter dem Niveau von Anfang November lagen.

Kurzarbeit wird im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe nach wie vor besonders häufig genutzt

Insgesamt gaben für den Oktober 21 Prozent der Betriebe an, Kurzarbeit einzusetzen (siehe Tabelle 1). Dieser Wert lag im September bei 20, im August bei 22 Prozent. Dabei fallen die strukturellen Unterschiede zwischen den Branchen deutlich aus. Besonders stark nutzen Betriebe aus dem Gastgewerbe und aus dem Verarbeitenden Gewerbe das Instrument der Kurzarbeit. So setzten im Oktober 35 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe und 34 Prozent der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe Kurzarbeit ein. Im Gegensatz dazu ist sie im Baugewerbe mit 11 Prozent von deutlich geringerer Bedeutung.

Die Anteile für die einzelnen Branchen lassen sich allerdings nur mit recht breiten Konfidenzintervallen schätzen. Die statistische Unschärfe für die Gesamtwirtschaft beträgt 2,5 bis 3 Prozentpunkte nach oben und unten. Demgegenüber schwankt sie für die ausgewiesenen Branchen zwischen 5 Prozentpunkten in der Branche „Sonstige Dienstleistungen“ und bis zu 17 Prozentpunkten in der Branche „Verkehr und Lagerei“. Gleichwohl geben die Zahlen Hinweise auf die Unterschiede in der branchenspezifischen Betroffenheit und Entwicklung.

Tabelle 1 zeigt den Anteil der Betriebe, die Kurzarbeit einsetzen, für verschiedene Branchen von August bis Oktober 2020. Im Oktober wiesen das Verarbeitende Gewerbe und das Gastgewerbe mit 34 beziehungsweise 35 Prozent der Betriebe den höchsten Anteil der hier betrachteten Branchen auf, das Baugewerbe mit 11 Prozent den niedrigsten. Insgesamt war der Anteil der Betriebe, die Kurzarbeit einsetzten, von August bis Oktober relativ stabil. Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ © IAB

Betriebe gehen eher von einer Ausweitung der Kurzarbeit aus

Bei der Befragung im Oktober erwarteten 13 Prozent der Betriebe, die zum Befragungszeitpunkt Kurzarbeit eingesetzt haben, dass sie bis Ende 2020 die Kurzarbeit ausweiten werden (siehe Tabelle 2). Von einer Reduzierung des Umfangs gingen dagegen 9 Prozent der Kurzarbeit einsetzenden Betriebe aus. 71 Prozent gaben an, dass der Umfang bis zum Jahresende wohl ähnlich bleiben werde. 7 Prozent antworteten mit „weiß nicht“ oder machten hier keine Angabe.

Von den Betrieben, die im Oktober keine Kurzarbeit eingesetzt haben, nahmen bei der Befragung 10 Prozent an, dass sie noch in diesem Jahr Kurzarbeit einführen oder wiedereinführen werden. 84 Prozent nahmen dies nicht an. 6 Prozent entschieden sich für die Angabe „weiß nicht“ oder machten gar keine Angabe dazu.

Die Tabelle zeigt die Erwartungen der Betriebe, wie sich der Umfang der Kurzarbeit bei ihnen von Oktober 2020 bis Jahresende 2020 entwickeln wird. 71 Prozent der Betriebe, die für Oktober Kurzarbeit angegeben haben, gehen bis Jahresende von einem ähnlichen Umfang aus, 13 Prozent von einer Ausweitung, 9 Prozent von einer Reduzierung. 84 Prozent der Betriebe, die für Oktober keine Kurzarbeit angegeben haben, erwarten, dass dies bis Jahresende so bleibt. Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ © IAB

Auch in den kommenden Monaten wird das IAB mit der Erhebung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (lesen Sie hierzu auch den Beitrag “Was bewegt Arbeitgeber in der Krise? Eine neue IAB-Befragung gibt Aufschluss” im IAB-Forum) die Entwicklung der Kurzarbeit zeitnah begleiten. Neben der Kurzarbeit werden in der Erhebung weitere Auswirkungen der Krise auf die Betriebe erfasst. Dazu zählen unter anderem das Ausmaß der Betroffenheit durch die Krise, Neueinstellungen und Entlassungen sowie die Liquiditätssituation der Betriebe (nähere Informationen finden Sie unter “Aktuelle Daten und Indikatoren“). In wechselnden Schwerpunkten werden zudem einzelne Handlungsfelder vertieft betrachtet, etwa der betriebliche Arbeitsschutz (lesen Sie hierzu auch einen aktuellen Beitrag im IAB-Forum).

Daten und Methoden

Die Daten für den August und den September stammen aus der dritten Erhebungswelle vom 14. bis zum 25. September 2020 der telefonischen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“. Für den Oktober wurden die Daten in der vierten Erhebungswelle vom 5. bis zum 19. Oktober gesammelt. Die Grundgesamtheit umfasst alle Betriebe Deutschlands ohne den öffentlichen Dienst. Jede Niederlassung eines Unternehmens zählt dabei als eigenständiger Betrieb, sofern die einzelnen Niederlassungen unterschiedlichen wirtschaftlichen Betätigungen nachgehen oder in verschiedenen Gemeinden ansässig sind.

Die 95%-Konfidenzintervalle erlauben eine Einschätzung des Stichprobenfehlers. Wären zufällig andere Betriebe für die Befragung ausgewählt worden, wären die Ergebnisse zwar etwas anders, doch die Konfidenzintervalle von beiden Stichproben decken mit hoher Sicherheit den tatsächlichen Wert ab. Wären 100 Betriebsbefragungen auf die gleiche Weise durchgeführt worden wie hier geschehen, würden die Konfidenzintervalle von 95 dieser Befragungen den tatsächlichen Wert enthalten.

Zur Auswahl der Betriebe wurde eine geschichtete Zufallsstichprobe gezogen, in der große Betriebe deutlich überrepräsentiert sind (lesen Sie hierzu auch den Beitrag “Was bewegt Arbeitgeber in der Krise? Eine neue IAB-Befragung gibt Aufschluss” im IAB-Forum). Auch die Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme an der Befragung variiert. Beides wurde zur Berechnung von Hochrechnungsfaktoren einbezogen. Diese geben an, für wie viele Betriebe aus der Grundgesamtheit ein einzelner Betrieb aus der Befragung stellvertretend steht. Abschließend wurden die Hochrechnungsfaktoren anhand von Betriebsgröße, Branche und Region kalibriert, sodass die mit Befragungsdaten hochgerechnete Anzahl der Betriebe in Deutschland der gemeldeten Anzahl vom 28. Februar 2020 laut den administrativen Betriebsdaten der BA entspricht.

Aminian , Armin; Bellmann, Lutz; Braun , Wolfgang; Fitzenberger, Bernd; Kagerl, Christian ; Koch, Theresa; König, Corinna ; Leber, Ute; Pohlan, Laura; Schierholz, Malte ; Stegmaier, Jens (2020): Im Oktober war weiterhin ein Drittel der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe in Kurzarbeit, In: IAB-Forum 6. November 2020, https://www.iab-forum.de/im-oktober-war-weiterhin-ein-drittel-der-betriebe-im-verarbeitenden-gewerbe-und-im-gastgewerbe-in-kurzarbeit/, Abrufdatum: 20. April 2024