Im ersten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen. Damit wurde der Rekord aus dem Vorquartal noch einmal übertroffen. Gegenüber dem vierten Quartal 2021 stieg die Zahl der offenen Stellen um rund 51.000 oder 3 Prozent, im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 612.500 oder 54 Prozent. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren im ersten Quartal 2022 rund 1,4 Millionen offene Stellen zu besetzen, in Ostdeutschland rund 340.000. Die Relation von Arbeitslosen zu offenen Stellen liegt damit bei 1,4. Insgesamt kommen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen rund 140 arbeitslos gemeldete Personen. In Westdeutschland lag der Wert bei 1,3, in Ostdeutschland bei 1,7.

Nicht nur der starke Anstieg bei den offenen Stellen, sondern auch die gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich gesunkene Zahl arbeitslos gemeldeter Personen bedeutet faktisch eine Rückkehr zur Situation vor der Corona-Krise. Gerade angesichts der aktuellen Risiken zeigt sich der Arbeitsmarkt überraschend robust. Dies ist ein Indiz dafür, dass sich die Personalsuche in vielen Bereichen wieder schwieriger gestaltet und Betriebe sich bei der Personalsuche breiter aufstellen müssen.

Die Betriebe wurden im Rahmen der IAB-Stellenerhebung anhand konkreter Einstellungsfälle gefragt, welche Suchwege sie bei ihren Neueinstellungen genutzt haben und welcher Weg entscheidend für die Stellenbesetzung war (siehe Abbildung). Dabei wurde nur nach der Einstellung von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gefragt. Auszubildende und geringfügig Beschäftigte wurden hier nicht berücksichtigt.

Die Abbildung zeigt, über welche Kanäle die Betriebe im Jahr 2021 Personal gesucht beziehungsweise offene Stellen besetzt haben. Die Besetzung offener Stellen erfolgte am häufigsten über eigene Mitarbeiter beziehungsweise persönliche Kontakte, nämlich bei 32 Prozent aller Neueinstellungen. Es folgen Internet-Jobbörsen (ohne die Jobbörse der BA) sowie die eigene Homepage mit jeweils 16 Prozent. Bei den anderen Kanälen liegen die Anteile jeweils deutlich unter 10 Prozent. Bei der Personalsuche ist das Gefälle zwischen den einzelnen Suchkanälen weniger stark als bei der Besetzung offener Stellen. 64 Prozent aller offenen Stellen werden über die eigene Homepage ausgeschrieben. In 53 Prozent der Fälle erfolgte die Suche über eigene Mitarbeiter beziehungsweise persönliche Kontakte, in 51 Prozent der Fälle über Internet-Jobbörsen (ohne die Jobbörse der BA). Auch der Kontakt zur Arbeitsagentur sowie soziale Medien spielen hier mit gut 40 Prozent eine wichtige Rolle. Quelle: IAB-Stellenerhebung

Ein wichtiger betrieblicher Rekrutierungsweg ist die Personalsuche über eigene Beschäftigte beziehungsweise persönliche Kontakte. Bei rund 53 Prozent aller erfolgreichen Stellenbesetzungen im Jahr 2021 haben Betriebe auch über diesen Weg gesucht. Bei 32 Prozent der Neueinstellungen war dieser Suchweg aus betrieblicher Sicht sogar entscheidend für die erfolgreiche Besetzung der Stelle. Damit war dieser Weg auch im Jahr 2021 der wichtigste Such- und Besetzungskanal.

Insgesamt ist in den letzten Jahren ein deutliches Erstarken der verschiedenen Online-Medien im Rahmen der Personalrekrutierung zu beobachten. Beispielsweise war im Jahr 2021 in rund 7 Prozent der Neueinstellungsprozesse die Nutzung Sozialer Medien (XING, Facebook etc.) entscheidend für die Personalfindung. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei 1,2 Prozent.

Die Analysen zeigen zudem, dass bei jedem möglichen Suchweg die Reichweite mehr oder weniger stark eingeschränkt ist . Man erreicht also über jeden Kanal für sich genommen immer nur einen Bruchteil derjenigen, die man gerne erreichen möchte. Das gilt für ein Inserat in einer Zeitung genauso wie für ein Stellenportal im Internet und insbesondere für Suche über eigene Beschäftigte oder persönliche Kontakte.

Betriebe nutzen deshalb bei ihrer Personalsuche oft mehrere Suchwege parallel, um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber anzusprechen. Je schwieriger sich die Personalsuche gestaltet, desto breiter ist in der Regel die Suche angelegt. Wurden im Jahr 2021 im Schnitt rund 3,42 der hier dargestellten Suchwege je offener Stelle zur Besetzung herangezogen, lag dieser Wert mit 3,29 im Vorjahr etwas niedriger.

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2022 wurden Antworten von rund 7.600 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Homepage.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20220512.01

Kubis, Alexander (2022): IAB-Stellenerhebung 1/2022: 1,74 Millionen offene Stellen am Arbeitsmarkt, In: IAB-Forum 12. Mai 2022, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2022-174-millionen-offene-stellen-am-arbeitsmarkt/, Abrufdatum: 18. April 2024