Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal leicht gewachsen und entging damit einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt nahm preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Hierzu trugen die Exporte und der Konsum bei. Es ist ungewiss, ob die Talsohle bereits durchschritten ist und eine allgemeine Belebung stattfindet, denn die außenwirtschaftlichen Risiken bleiben weiterhin bestehen und die schwache Grundtendenz in der exportorientierten Industrie infolgedessen auch. Die leicht verbesserte Stimmung der deutschen Unternehmen im Hinblick auf die Konjunktur gibt hier Grund zur Hoffnung. Diese bewerten ihre aktuelle Lage etwas besser und blicken weniger pessimistisch in die Zukunft. Auch der Arbeitsmarkt sendet positive Signale. Die Beschäftigung steigt kräftig, die Arbeitslosigkeit sinkt.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft weist wie auch im zweiten Quartal ein moderates Wachstum auf. Im Vereinigten Königreich erholte sich die Konjunktur und konnte mit einem Wachstum von 0,3 Prozent im dritten Quartal den Einbruch um 0,2 Prozent im zweiten Quartal wieder ausgleichen.  Das Wachstum in den USA (+0,5 %) und auch in der Eurozone (+0,2 %) fiel, wie auch im Vorquartal, mäßig aus. In China wuchs die Wirtschaft um 1,5 Prozent und liegt damit im Schnitt der Vorquartale. Da die außenwirtschaftlichen Risiken weiter anhalten, folgen die Einschätzung der aktuellen Lage der Weltwirtschaft und die zukünftigen Konjunkturerwartungen weiter ihrem Abwärtstrend.

Exporte

Die Entwicklung im Außenhandel fiel trotz der im Vorfeld eher verhaltenen Indikatorenlage positiv aus und unterstützte damit das moderate Wirtschaftswachstum.  Nachdem die Exporte im zweiten Quartal deutlich sanken (-1,3 %), nahmen diese im dritten Quartal wieder zu (+1,0 %).  Allerdings bleiben die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe auch im November pessimistisch. Bei den Importen zeigte sich erneut nur eine geringe Zunahme (+0,1 %).

Investitionen

Die Investitionen nahmen im dritten Quartal insgesamt gegenüber dem Vorquartal ab. Das Bild ist dabei heterogen. Während sowohl die Bauinvestitionen (+1,2 %) als auch die Investitionen in sonstige Anlagen (+1,0 %) zunahmen, sanken die Investitionen in Ausrüstungen um 2,6 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt ist dieser Rückgang unter anderem auf einen Sondereffekt bei den staatlichen Ausrüstungsinvestitionen zurückzuführen. Die aktuelle Geschäftslage wird von den Investitionsgüterproduzenten noch pessimistischer eingeschätzt als im Vormonat, und auch die Erwartungen an die kommenden Monate bleiben getrübt.

Konsum

Große Stütze der Konjunktur war auch im dritten Quartal der Konsum.  Der private Konsum verzeichnete im Vergleich zum Vorquartal ein Plus von 0,4 Prozent, der staatliche Konsum sogar von 0,8 Prozent. Im laufenden Quartal wird der Konsum weiterhin impulsgebend sein. Nicht nur die Umsätze im Einzelhandel befinden sich auf hohem Niveau, auch das Konsumklima weist einen hohen Stand aus, obwohl es nicht mehr die Werte von 2018 erreicht.  Die Lage am Arbeitsmarkt ist weiterhin günstig, und auch der Haushaltskurs bleibt vergleichsweise expansiv.

Arbeitsmarkt

Gute Nachrichten gibt es auch vom Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung stieg im letzten Monat wieder kräftiger, insbesondere die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung konnte zulegen. Die Arbeitslosigkeit nahm nach einem unerheblichen Anstieg im letzten Monat wieder ab. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit im konjunkturnahen SGB-III-Bereich leicht gestiegen, und der Bestand an offenen Stellen ist weiter rückläufig. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ebenfalls gestiegen und weist einen Stand von 102,6 Punkten aus. Die Beschäftigungskomponente liegt unverändert klar im positiven Bereich. Die Arbeitsmarktkomponente konnte deutlich zulegen und lässt in den kommenden Monaten keine größeren Zuwächse der Arbeitslosigkeit erwarten.

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2019): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – November 2019, In: IAB-Forum 29. November 2019, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-november-2019/, Abrufdatum: 20. April 2024