Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland hat an Schwung verloren. So wuchs das reale saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2018 um moderate 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Für die zukünftige Entwicklung zeichnet sich ein gemischtes Bild. So trüben sich Indikatoren wie die Konjunkturerwartungen durch die Zuspitzung der Handelskonflikte und politische Unsicherheiten zunehmend ein, die binnenwirtschaftliche Nachfrage blieb im ersten Quartal aber kräftig. Insgesamt dürfte sich das Wachstum fortsetzen, allerdings schwächer als im Vorjahr. Die starke inländische Nachfrage liegt nicht zuletzt an der anhaltend günstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings hat sich der Abbau der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum starken Jahreswechsel verlangsamt.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Das Abflachen des Aufwärtstrends der wirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich auch international, unter anderem im Euroraum. Dazu trägt insbesondere die Einführung der US-amerikanischen Zölle bei. Zudem dämpfen der stärkere Eurokurs und der steigende Ölpreis die Dynamik. Insgesamt bleibt das Wachstum aber robust. Darauf reagiert nun auch die Europäische Zentralbank (EZB), die angekündigt hat, ihren Expansionskurs allmählich in moderatem Ausmaß zurückzufahren.

Exporte

Der deutsche Außenhandel entwickelt sich durchwachsen. Im ersten Quartal 2018 nahmen die deutschen Exporte deutlich um 1,0 Prozent ab. Dies erklärt sich zum Teil durch Vorzieheffekte aus einem sehr starken Vorquartal, ist aber auch ein Ergebnis der Verunsicherung durch die Handelskonflikte. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind weniger optimistisch als zuletzt, aber weiter positiv. Die Importe gingen im ersten Quartal um 1,1 Prozent zurück.

Investitionen

Im Gegensatz dazu tragen die Investitionen positiv zum BIP-Wachstum bei. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen im ersten Quartal insgesamt um 1,2 Prozent zu. Die privaten Ausrüstungsinvestitionen waren allerdings leicht rückläufig. Auch hier zeigt sich die Zurückhaltung der Unternehmen durch zunehmende Unsicherheit. Trotzdem schätzen die Investitionsgüterproduzenten die aktuelle Geschäftslage weiter als gut ein. In den nächsten Monaten dürfte sich das Bild aber eintrüben, die Erwartungen sind zuletzt in den negativen Bereich gesunken.

Konsum

Der private Konsum entwickelt sich im aktuellen Jahr wieder gut und stützt so das BIP-Wachstum. Im ersten Quartal nahm dieser um 0,4 Prozent zu. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Das Konsumklima bleibt sehr gut, auch wenn die Inflationsrate wieder angezogen hat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag diese im Mai bei 2,2 Prozent. Die staatlichen Konsumausgaben sind im ersten Quartal um 0,5 Prozent zurückgegangen, dürften im Jahresverlauf aber wieder expansiv wirken.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig. Der Beschäftigungsaufbau setzt sich fort, wenn auch mit etwas  weniger Dynamik. Die Zahl der Arbeitslosen geht zurück, allerdings stagnierte zuletzt die Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung. Dies könnte auch mit der verhalteneren Konjunktur zusammenhängen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Juni den dritten Monat in Folge zurückgegangen. Vor allem die Erwartungen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit geben nach und liegen nur noch leicht im positiven Bereich. Insgesamt zeigt der Indikator aber mit 103,6 Punkten weiterhin eine günstige Entwicklung an.

 

, ; Weber, Enzo (2018): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2018, In: IAB-Forum 29. Juni 2018, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juni-2018/, Abrufdatum: 19. April 2024