Das reale Bruttoinlandsprodukt ist nach vorläufigen Ergebnissen im Jahr 2019 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Wachstum fällt damit deutlich schwächer aus als im Jahr zuvor (+1,5 % in 2018). Im laufenden Jahr wird mit einer Aufhellung der Konjunktur gerechnet, wenngleich das Wachstum wohl nicht mehr so stark wie noch vor 2019 ausgeprägt sein wird. Die Ursachen für die optimistischeren Aussichten liegen in der vorläufigen Gewissheit über den Brexit und in der Annäherung zwischen den USA und China in Bezug auf die Handelskonflikte. Zudem entwickelt sich die private Nachfrage weiter positiv und auch der Arbeitsmarkt hält seinen Kurs. Die Beschäftigung steigt, die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Für die Weltwirtschaft wird 2020 ebenfalls von einer moderaten Aufhellung ausgegangen. Insgesamt ist die Gemengelage dabei gemischt. Sowohl die USA und China als auch die Eurozone dürften 2019 ein geringeres Wachstum als im Jahr 2018 verzeichnet haben. Für beide Länder wird im Verlauf des Jahres 2020 mit einer weiter abnehmenden Konjunkturdynamik gerechnet, was unter anderem den noch bestehenden Handelskonflikten, aber auch den Streitigkeiten der USA mit dem Iran geschuldet sein dürfte. In der Eurozone wird hingegen von einer moderaten Zunahme des Wachstums ausgegangen. Zuträglich hierfür ist die Ratifizierung des Brexit-Abkommens, auch wenn sich das Vereinigte Königreich noch bis Ende 2020 in einer Übergangsphase befinden wird.

Exporte

Der Außenhandel fiel 2019 im Vergleich zu den Vorjahren verhalten aus. Die Exporte nahmen im Vorjahresvergleich um 0,9 Prozent zu, während die Importe um 1,9 Prozent stiegen. Rechnerisch dämpfte der Außenbeitrag damit das BIP-Wachstum. Grund dafür ist die global schwache Konjunktur, die sich besonders in der exportabhängigen Industrie bemerkbar gemacht hat. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich Ende 2019 aber zunehmend aufgehellt und liegen im positiven Bereich.

Investitionen

Die Investitionen verzeichneten 2019 insgesamt ein kräftiges Plus. Besonders stark stiegen die Bauinvestitionen (+3,8 % gegenüber dem Vorjahr), gefolgt von Investitionen in sonstige Anlagen (+2,7%). Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen hingegen um lediglich 0,4 Prozent zu. Die Kapazitätsauslastung nimmt seit der zweiten Jahreshälfte 2018 stetig ab. Die Investitionsgüterproduzenten schätzen ihre aktuelle Lage zwar zunehmend besser ein, blicken aber insgesamt pessimistisch in die Zukunft. Ein Ende des Baubooms ist nicht in Sicht, auch wenn sich das Geschäftsklima der Unternehmen im Bauhauptgewerbe tendenziell trübt.

Konsum

Wie im Jahr zuvor wurde auch 2019 das Wirtschaftswachstum vom Konsum gestützt. Dieser nahm gegenüber dem Vorjahr noch einmal merklich zu. Während der private Konsum im Vorjahresvergleich um 1,6 Prozent stieg, konnte der staatliche Konsum sogar um 2,5 Prozent zulegen. Das Konsumklima befindet sich trotz leichter Verluste zu Beginn des zweiten Halbjahres auf einem überaus guten Niveau. Grund hierfür sind sowohl steigende Einkommen als auch steigende Beschäftigung. Dem Staat bleiben finanzielle Spielräume aufgrund hoher Einnahmen und geringer Kosten für den Schuldendienst.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist gut ins neue Jahr gestartet. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung setzt ihren moderaten Aufbau fort und die Arbeitslosigkeit befindet sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Das erste Mal seit knapp einem Jahr sinkt die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III saisonbereinigt wieder, was unter anderem auf das bisher warme Winterwetter zurückgeführt werden kann (siehe auch https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/Wettereffekte.xlsx ). Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hält im Januar seinen Stand von 101,9 Punkten und lässt für die kommenden Monate steigende Beschäftigung bei stabiler oder nur leicht zunehmender Arbeitslosigkeit erwarten.

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Januar 2020, In: IAB-Forum 30. Januar 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-januar-2020/, Abrufdatum: 19. April 2024