Das deutsche Wirtschaftswachstum stagnierte im Schlussquartal 2019. Für das Gesamtjahr ergibt sich damit ein moderates Wachstum von 0,6 Prozent. Für das erste Quartal 2020 zeichnet sich noch keine grundlegende Änderung der Konjunktur ab. Abwärtsrisiken bestehen weiterhin durch die Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie den Verlauf der Verhandlungen über das Handelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU. Neu hinzugekommen ist das Risiko, dass es durch das Corona-Virus temporär zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen kommen könnte. Zu Beginn des Jahres 2020 bleibt die Binnenwirtschaft stabil.  Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich erneut.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Konjunkturaussichten für die Weltwirtschaft bleiben getrübt. Neben den weiterhin bestehenden Handelskonflikten zwischen den USA und China und dem unklaren Ausgang der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ist die Unsicherheit über eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus als dämpfender Faktor hinzugekommen.  Zwar dürften bislang kaum Effekte auf die Konjunktur in der EU aufgetreten sein. Sollte es allerdings durch Beeinträchtigungen in Produktion, Konsumnachfrage und Lieferketten zu Einschränkungen des Außenhandels mit China kommen, könnte dies dämpfend wirken. Gesamtwirtschaftlich relevante Folgen wären nur zu erwarten, falls Unsicherheit und Eindämmungsmaßnahmen in der Weltwirtschaft systemisch wirken. Dies wäre beispielsweise dann der Fall, wenn es durch die weitere Ausbreitung des Virus gleichzeitig in mehreren großen Handelsnationen zu starken Rückgängen in der Produktion, Einschränkungen im Außenhandel und damit Behinderungen der Lieferketten, sowie einem Nachfragerückgang kommt. Die Auswirkungen auf Real- und Finanzwirtschaft wären infolgedessen weltweit zu spüren und könnten sich gegenseitig verstärken.

Exporte

Im vierten Quartal 2019 fielen nach vorläufigen Berechnungen die Exporte preis-, saison- und kalenderbereinigt etwas geringer aus als im Quartal zuvor, die Importe konnten hingegen zulegen. Für das erste Quartal ist noch nicht mit einer Verbesserung der Außenhandelsentwicklung zu rechnen. Grund dafür ist zum einen die global schwache Konjunktur, die sich besonders in der exportabhängigen Industrie bemerkbar gemacht hat, und zum anderen das Corona-Virus, das Auswirkungen auf den Außenhandel haben könnte. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe befinden sich knapp im positiven Bereich, auch wenn sie sich diesen Monat wieder etwas eingetrübt haben.

Investitionen

Die Investitionen zeigten sich auch im Schlussquartal 2019 heterogen.  Während die Bauinvestitionen sowie die Investitionen in sonstige Anlagen erneut stiegen, sanken die Ausrüstungsinvestitionen.  Die Investitionsgüterproduzenten schätzen ihre aktuelle Lage erneut besser ein, der Ausblick in die Zukunft bleibt aber pessimistisch. Das Geschäftsklima der Unternehmen im Bauhauptgewerbe trübt sich weiter ein, der Indikator für die Beurteilung der aktuellen Lage befindet sich aber trotz der Eintrübung noch immer auf hohem Niveau.

Konsum

Der Konsum legte nach einem starken Wachstum im dritten Quartal im vierten Quartal 2019 nicht mehr so stark zu. Dennoch dürfte er zu Jahresbeginn 2020 das Wirtschaftswachstum stützen. Das Konsumklima wird von steigenden Einkommen sowie steigender Beschäftigung begünstigt und gewann im Februar wieder etwas an Schwung. Die finanziellen Rahmenbedingungen des Staates bleiben vorteilhaft.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt zeigt sich zu Jahresbeginn 2020 etwas dynamischer als zu Jahresende 2019.  Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg diesen Monat noch einmal kräftiger und sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Unterbeschäftigung nahmen deutlich ab. Dies kann allerdings auf das bisher warme Winterwetter zurückgeführt werden (siehe auch https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/Wettereffekte.xlsx ). Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich im Februar insgesamt nur geringfügig verändert und zeigt 102,0 Punkte an. Die Beschäftigungskomponente hat sich aufgehellt, die Komponente der Arbeitslosigkeit gab etwas nach.

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Februar 2020, In: IAB-Forum 28. Februar 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-februar-2020-2/, Abrufdatum: 20. April 2024