Das Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt noch um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Zum Ende des vierten Quartals haben sich die konjunkturellen Erwartungen deutlich eingetrübt. Die neuerlichen Einschränkungen aufgrund der vierten Corona-Welle und der ansteckenderen Omikron-Variante bremsen die wirtschaftlichen Aktivitäten. Die weitere Erholung verschiebt sich damit in das neue Jahr. Der Arbeitsmarkt dürfte aber insgesamt weiterhin robust durch den Winter kommen.

Weltwirtschaft

Die Erholung der Weltwirtschaft wurde in der zweiten Jahreshälfte in verschiedenen Bereichen durch Lieferengpässe gebremst. Hinzu kommen nun Einschränkungen durch die vierte Corona-Welle und die neue Omikron-Variante. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Lage für die Eurozone haben sich deutlich verschlechtert und liegen nun im negativen Bereich. Die Einschätzungen für China und die USA haben sich leicht verschlechtert. Dagegen hat sich der Ausblick auf die nächsten sechs Monate für die Eurozone und die USA leicht, für China sogar deutlich verbessert.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel hat sich im Oktober noch erholt. Der Export stieg preis-, saison- und kalenderbereinigt um 4,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, der Import um 5,0 Prozent. Beide lagen damit deutlich über dem Vorjahresniveau. Vor allem die Exporte in die USA sind gegenüber dem Vorjahr kräftig gestiegen. Die Exporte nach China liegen dagegen noch unter Vorjahresniveau. Im Dezember haben sich die Exporterwartungen der Industrie wieder verschlechtert. Pessimistischer waren die Erwartungen zuletzt im Januar 2021.

Investitionen

Die Entwicklung der Investitionen ist weiter uneinheitlich. Die Umsätze der Investitionsgüterproduzenten haben im Oktober angezogen. Die Auftragseingänge haben sich dagegen verringert. Die Stimmungsindikatoren weisen aktuell zumeist nach unten: Die Einschätzung der aktuellen Lage der Investitionsgüterproduzenten blieb zwar unverändert, aber die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich eingetrübt. Bei den Betrieben im Bauhauptgewerbe hat sich die Beurteilung der Lage etwas verschlechtert. Ihre Erwartungen wurden zum zweiten Mal in Folge pessimistischer.

Konsum

Der Konsum trug 2021 am stärksten zur wirtschaftlichen Erholung bei. Das Infektionsgeschehen und die neuen Eindämmungsmaßnahmen zum Jahresende haben aber auch hier die Entwicklung gebremst. Im Sommer hatte sich das Hotel- und Gastgewerbe gegenüber dem Frühjahr kräftig erholt. Die Übernachtungszahlen haben saisonbereinigt im Oktober einen Jahreshöchstwert erreicht. Der Gastgewerbeumsatz ist allerdings im Oktober erneut gesunken, lag aber dennoch deutlich über dem Vorjahresniveau. Im Dezember hat sich die Geschäftslage im Hotel- und Gastgewerbe wieder deutlich verschlechtert. Auch die Geschäftslage im Handel hat sich nach einer leichten Erholung im Vormonat aktuell nach unten entwickelt. Nachdem sich das Konsumklima in den beiden Vormonaten noch verbessert hatte, hat es sich aktuell wieder eingetrübt.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt verbesserte sich erneut: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm im Oktober zu. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzte sich im Dezember fort, ebenso wie der Rückgang der Unterbeschäftigung, die unter anderem auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen umfasst. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen steigt sogar stärker als in den vergangenen Monaten. Dagegen sinkt das IAB-Arbeitsmarktbarometer erneut. Die Arbeitslosigkeitskomponente des Barometers fällt dabei erstmals seit Sommer 2020 wieder unter die 100er-Marke. Die Arbeitsagenturen erwarten also eine leicht steigende Arbeitslosigkeit. Die Beschäftigungskomponente liegt aber auch nach einem erneuten Rückgang weiter deutlich im positiven Bereich.

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220104.01

 

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Dezember 2021, In: IAB-Forum 4. Januar 2022, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-dezember-2021/, Abrufdatum: 29. March 2024