Das IAB-Betriebspanel wurde 30 Jahre alt und ist damit eine der ältesten Befragungen des IAB. Michael Oberfichtner, der im Jubiläumsjahr die Leitung des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ antrat, ist 37 und aktuell der jüngste Forschungsbereichsleiter am IAB. Mit ihm hat das Betriebspanel einen wahren Fan als Chef – und jemanden, der sich seiner Verantwortung sehr bewusst ist.

Michael Oberfichtner sitzt nicht am Schreibtisch, er steht. Sein Büro ist hell erleuchtet, auf dem Besprechungstisch wartet eine Schale von Süßigkeiten, Reste, die seine Kinder von ihrem gestrigen Besuch im Büro übriggelassen haben. Oberfichtner bietet sie großzügig an, er selbst hält sich lieber an Espresso. Neben seinem Computer stapelt sich die Arbeit, trotzdem wirkt er entspannt.

Wie fühlt es sich an, der jüngste Forschungsbereichsleiter im IAB zu sein, und dabei die Verantwortung für eine der traditionsreichsten Befragungen des Instituts zu tragen? „Es fühlt sich gut an“, antwortet Michael Oberfichtner auf diese doch recht forsche Eingangsfrage und lächelt. „Aber ich bin mir der Größe dieser Verantwortung vollauf bewusst.“

Bevor er viel über sich selbst spricht, erzählt er lieber erstmal ausführlich übers IAB-Betriebspanel. Und kommt dabei rasch ins Schwärmen. Dass er ein echter Fan der Betriebsbefragung ist, zieht sich wie ein roter Faden durch das Gespräch.

Ein herausragender Datensatz

„Das Betriebspanel ist eine repräsentative Befragung von Betrieben aller Wirtschaftszweige und Größenklassen“, erklärt er. „Damit ist es als Querschnitt in seiner ganzen Breite und Vielfalt an Fragen schon ein herausragender Datensatz.“ Er pausiert kurz, um seinen Worten Wirkung zu verleihen. „Dazu kommt aber auch noch der Längsschnitt. Wir befragen die Betriebe jedes Jahr wieder, die Zeitreihe reicht dreißig Jahre lang zurück. Und das auch noch mit enorm hohen Fallzahlen und in durchgehend hoher Qualität.“ Das Betriebspanel gilt nicht umsonst als einer der größten Datenschätze des IAB – und auch für Michael Oberfichtner hat es diese Bedeutung nicht erst, seit er Chef ist.

Er arbeitet seit vielen Jahren mit Betriebspaneldaten. „Sogar für meine Masterarbeit habe ich damals Daten schon aus der Befragung ausgewertet“, erinnert er sich. Diese hatte er an der Friedrich- Alexander-Universität in Nürnberg geschrieben, über geschlechtsspezifische Löhne und Wettbewerbsdruck. An dem Thema arbeitete er auch später noch weiter – und fand heraus, dass hoher Wettbewerbsdruck die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in manchen Betrieben schrumpfen lässt.

„Erst war ich jahrelang intensiver Nutzer der Daten“, sagt er und lacht, „jetzt bin ich plötzlich der zuständige Leiter auf der Seite der Datenbereitsteller. Das war ein echter Perspektivwechsel für mich.“ Und auch eine Herausforderung. Die ersten drei Monate als Leiter des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ hat er keine Arbeitsstunden gezählt. Unter Hochdruck machte er sich mit allen Sachverhalten vertraut, stellte unzählige Fragen an sein neues Team und erfuhr, wie er sagt, was das Erstellen eines solchen Datensatzes wirklich bedeutet.

Ich wollte so schnell wie möglich sattelfest sein

Michael Oberfichtner bei einem Vortrag anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des IAB-Betriebspanels.

„Ich wollte so schnell wie möglich sattelfest sein, um auch selbst alle Fragen zum Betriebspanel beantworten zu können“, erzählt er. Denn 30 Jahre Betriebspanel, das bedeutete: Jubiläumsjahr. Michael Oberfichtner war ziemlich genau neunzig Tage im Amt, als das Institut schon zum großen Festakt einlud. Die inhaltliche Organisation übernahm zu großen Teilen sein Forschungsbereich. „Das bedeutete einen unglaublichen Stress für meine Anfangszeit“, erinnert er sich. „Aber es war gleichzeitig ein toller Auftakt für mich.“

Er hielt einen Festvortrag, ebenso wie die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, der Direktor des IAB, Prof. Bernd Fitzenberger, und Oberfichtners langjähriger Vorgänger im Amt, Prof. Lutz Bellmann. Von ihm spricht Michael Oberfichtner voller Respekt. „Lutz war von Anfang an beim Betriebspanel an Bord, erst als Wissenschaftler, dann als Leiter. Ihm haben das Panel und das IAB viel zu verdanken.“

Der Festakt bot dem neuen Leiter nicht nur die Möglichkeit, die Lebensleistung seines Vorgängers zu würdigen, sondern auch viele wichtige Stakeholder und Partner des Betriebspanels kennenzulernen: Vertreter*innen der Bundesländer, die – aus einem starken Eigeninteresse heraus – Aufstockungsstichproben des Panels finanzieren, weitere Beratungsempfänger*innen aus Politik und Wirtschaft und auch das Team aus dem Befragungsinstitut KANTAR (heute: Verian), das mit der Durchführung der Befragungen beauftragt ist. „Es war ein hochspannender und sehr erfolgreicher Tag“, zieht Oberfichtner Bilanz. „Zusammen mit dem wissenschaftlichen Teil am nächsten Tag ein echtes Highlight.“

Zurück zum Alltag. Denn abseits von Jubiläen muss das Betriebspanel weiterlaufen, es gibt kaum eine Pause im Jahreszyklus der Befragung. Dabei gleicht es einer gut geölten Maschine – mit festgelegten Abläufen, umfangreichen Verträgen, zahlreichen Kooperationspartnern, der schieren Masse an zu verarbeitenden Daten. Doch die entscheidenden Zahnräder im Inneren, die ineinandergreifen müssen, sind die vierzehn Mitarbeitenden im Forschungsbereich.

Das Betriebspanel ist eine gut geölte Maschine

Acht Frauen und sechs Männer, Ökonominnen, Soziologen, eine Survey-Methodologin – es ist ein bunt gemischtes Team. „Die meisten haben inzwischen langjährige Erfahrung in der Arbeit am Panel und verfügen über sehr detailliertes Spezialwissen“, lobt Oberfichtner. „Bei einem Großprojekt mit solcher Historie und Komplexität muss man einfach auf Beständigkeit im Team setzen.“ Denn im Jahreszyklus einer Befragung müssen eben diese Zahnräder ineinandergreifen, und das oft parallel für mehrere Jahrgänge.

Jetzt, Ende 2023, ist die Feldphase des Betriebspanels 2023 gerade beendet. Rund 15.000 Betriebe sind im Laufe des Sommers und Herbstes befragt worden. Bald wird das Befragungsinstitut die ersten Daten an das IAB liefern. Diese müssen vom Forschungsbereich aufwändig qualitätsgesichert und auf Plausibilität hin analysiert werden. Auch Hochrechnungsfaktoren gilt es zu ermitteln. Parallel ist das Team intensiv dabei, weiterhin die Befragungsergebnisse aus dem Jahr 2022 auszuwerten und zu publizieren, in Fachjournalen, aber auch in Beratungsunterlagen für Politik und Praxis. Zugleich präsentieren sie ihre Analysen auf zahlreichen wissenschaftlichen Fachveranstaltungen im In- und Ausland und gegenüber den vielfältigen Adressaten in der Fachöffentlichkeit, seien es Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Ministerien oder auch die Arbeitsverwaltung. Und auch das Betriebspanel 2024 ist bereits in der Startphase: Der Forschungsbereich entwickelt gerade den neuen Fragebogen, und der Pretest, der jeder Feldphase vorausgeht, hat bereits begonnen.

Viele Prozesse laufen gleichzeitig

„So viele Prozesse laufen gleichzeitig“, erläutert Oberfichtner, „Das funktioniert nur, weil wir gegenseitig darauf vertrauen können, dass alle ihre Aufgaben verlässlich und gut erledigen.“ Ihm obliegt die Aufgabe, nicht nur den Überblick zu behalten, sondern das alles zu managen. Nebenbei erwähnt er, dass er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation absolviert hat. Bei der DATEV, einem großen IT-Dienstleistungsunternehmen in Nürnberg. Erst danach verschlug es ihn zum Ökonomie-Studium. Das finanzierte er ebenso wie seine Promotion über diverse Stipendien, die er als einer der besten seines Jahrgangs erhielt. Doch beim Reden hält er sich nicht lange in seiner Vergangenheit auf, lieber macht er sich noch einen Espresso.

Den trinkt er mehrmals am Tag – die Siebträger-Maschine, mit der er ihn zubereitet, hat er zu seinem Einstand für den Forschungsbereich mitgebracht. „Ich bin allerdings mein bester Kunde“, gibt er schmunzelnd zu. Er mag das Zubereiten des Kaffees, die einfachen, aber handfesten Griffe an der Maschine. Das Koffein habe er freilich auch gebraucht, vor allem in den vollgepackten ersten Wochen. Inzwischen fühlt er sich in den Themen des Betriebspanels völlig zu Hause, man merkt es ihm an.

Und von diesen Themen gibt es einige. Vierundzwanzig Seiten ist ein Fragebogen lang, heute wie vor dreißig Jahren. Nur die Formatierung hat dafür gesorgt, dass heute ein paar Fragen mehr Platz finden. Doch einige Grundfragen haben sich seither kaum geändert.

Die Fragebögen des IAB-Betriebspanels 1993 und 2023.

Oberfichtner blättert in einem dicken Papierordner. Alle dreißig Fragebögen sind darin abgeheftet, der erste davon ein nahezu historisches Dokument. „Die Klassikerthemen wie Tarifbindung, Personalabgänge und Einstellungen erheben wir heute wie damals“, sagt er und deutet auf die Frageblöcke auf grünem Hintergrund.

Fast jedes betriebliche Thema, das man sich so vorstellen kann, gab es schon mal im Betriebspanel

„Fast jedes betriebliche Thema, das man sich so vorstellen kann, gab es schon mal im Betriebspanel oder zumindest in den Pretests“, erzählt er beinahe ehrfürchtig. „Es ist erstaunlich, was auch schon sehr früh gefragt wurde. Manchmal so früh, dass das Thema zu dem Zeitpunkt bei vielen Betrieben noch gar nicht auf der Agenda war. Was sich dann aber in den Folgejahren rasch geändert hat. Dafür hatte der Forschungsbereich offensichtlich schon immer ein Gespür.“

Noch etwas ist über die dreißig Jahre geblieben: Alle Fragen lauten für alle befragten Betriebe gleich. „Das ist eine große Herausforderung, Fragen so zu formulieren, dass sie für ganz unterschiedliche Branchen und Betriebsgrößen passen. Uns geht es um Themen, die für sie alle relevant sind – und das oft über viele Jahre hinweg. Beständigkeit ist wichtig für ein Panel”, betont er.

Beständigkeit ist wichtig für ein Panel

Leider wird es jedes Jahr schwieriger, genügend Betriebe zu finden, die an der Befragung teilnehmen. Was einerseits an der Verdichtung von Arbeitsabläufen liegt, an Wirtschaftskrisen, aber auch an der zunehmenden Befragungsmüdigkeit, weil die Zahl der Betriebsbefragungen in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen hat. „Deshalb haben wir die Feldphase bis in den Winter hinein ausgeweitet, um so viele Betriebe wie möglich zu erreichen.“ Vorsichtig schließt Michael Oberfichtner den Papierordner, der bald aus allen Nähten platzt. Ein oder zwei Fragebögen mehr, und es braucht wohl einen neuen Ordner.

„Gerade in den Coronajahren sind einige Betriebe abgesprungen“, erzählt er. „Aber andererseits gibt es Betriebe, die seit vielen Jahren dabei sind. Manche sogar von Anfang an.“ Neununddreißig Betriebe, er hat es für dieses Gespräch nachgeschaut, liefern seit 1993 Querschnittsdaten. „Diese Firmen hätte ich sehr gern für den Festakt eingeladen“, sinniert er lächelnd. „Oder ihnen zumindest einen Geschenkekorb geschickt, als Dankeschön für ihre Treue.“ Doch die Betriebe sind und bleiben anonym, der Datenschutz ist ein ehernes Gut. Oberfichtner und sein Team werden deshalb nie erfahren, wer diese Betriebe sind, die jedes Jahr zuverlässig den Fragebogen ausfüllen.

„Natürlich schulden wir dafür auch den Interviewerinnen und Interviewern Dank“, fügt Michael Oberfichtner hinzu. „Auch von diesen sind einige seit vielen Jahren dabei, sie kennen die Betriebe, und die Betriebe kennen sie.“ Sie sind die Profis, wenn es um die Beantwortung des Fragebogens geht, zumeist persönlich vor Ort, aber auch per Telefon oder per E-Mail. Bei unplausiblen Antworten haken sie auch später nochmal nach.

Die ProIABs sind unglaublich wertvoll für uns

Damit so selten wie möglich nachgehakt werden muss, gibt es die Pretest-Phase, in der allerdings nicht das Befragungsinstitut, sondern ausgewählte Beschäftigte der Bundesagentur für Arbeit das IAB unterstützen. Im Institut werden sie deshalb auch die ProIABs genannt. „Sie sind unglaublich wertvoll für uns“, betont Oberfichtner. „Denn sie gehen vorab zu ausgewählten Betrieben und konfrontieren sie mit den Pretest-Fragebögen. Sie finden für uns heraus, ob die Fragen verständlich und plausibel sind.“ Denn jede Frageformulierung hat Auswirkungen auf das Ergebnis, nicht umsonst zerbrechen sich Survey-Methodolog*innen darüber die Köpfe.

„Wir müssen uns sicher sein, dass die Ergebnisse des Panels belastbar sind“, macht Oberfichtner deutlich. „Das heißt, wir müssen stets hinterfragen: Haben wir das gemessen, was wir messen wollten? Interpretieren wir unsere Messungen richtig – und werden unsere Interpretationen nachher auch von der Öffentlichkeit richtig verstanden? Da können jede Menge Übersetzungsfehler passieren. Dazu kommen Faktoren wie Hochrechnungen und statistische Unsicherheit. Wir müssen auf jedes Detail zweimal schauen.“

Man spürt, wie gründlich er ist, wie er Prozesse durchdenkt und komplexe Sachverhalte strukturiert. Hier ist er in seinem Metier. Was ihn zuerst allerdings überrascht hat, war die öffentliche und politische Wucht, die die Ergebnisse des Panels entfalten können.

Wenn ein Forschungsergebnis durch die Presse geht, ist es draußen in der weiten Welt

„Vorher habe ich eher zu Themen gearbeitet, die in der Verwaltung sehr präsent waren“, erzählt Oberfichtner. „Auch da waren wir Forschende natürlich in der Verantwortung, unsere Ergebnisse sorgfältig zu präsentieren. Aber mit den Fachleuten und Entscheidern dort pflegt man einen Dialog, kann auf Fragen eingehen und auf Missverständnisse reagieren. Wenn ein Forschungsergebnis dagegen durch die Presse geht, ist es draußen in der weiten Welt. Man kann es nicht wieder einfangen.“

Die öffentliche Bedeutung, die seine Arbeit hat, war für ihn eine neue Erfahrung. „Ob unsere Daten zeigen, dass es in einer Branche viele freie Ausbildungsplätze gibt, die die Betriebe nicht besetzen können. Oder ob wir belegen, dass Betriebe zu wenig Ausbildungsplätze anbieten und deshalb viele Jugendliche leer ausgehen. Oder ob es viele suchende Jugendliche auf der einen Seite und viele Ausbildungsplätze auf der anderen Seite gibt, sie aber einfach nicht zusammenpassen. All das hat verschiedene Implikationen in der Politikdebatte.“

Mit der öffentlichen Bedeutung des Betriebspanels wurde auch Michael Oberfichtner zu einer öffentlicheren Person. Er wird nun deutlich häufiger von außen angefragt, erzählt er – um Stellungnahme gebeten, als Kooperationspartner angefragt, in neue Netzwerke eingebunden.

Als Bereichsleitung wird man immer auch als Repräsentant des IAB insgesamt wahrgenommen

„Als Bereichsleitung wird man immer auch als Repräsentant des IAB insgesamt wahrgenommen. Im Guten, wie im Schlechten.“ Wobei das positive Feedback zum Glück überwiege. Wenn er Rat zu den Anfragen braucht, wendet er sich entweder an sein Team, an Kolleg*innen unter den Führungskräften oder auch mal an die Institutsleitung, räumt er ein. Unwissenheit einzugestehen, sieht er nicht als Schwäche, sondern als Stärke. Und inzwischen ist er gut im Job angekommen, sodass die Fragen deutlich weniger geworden sind. Nur zur Forschung, zu der kommt er nicht mehr so viel wie früher.

Neben all der Arbeit, die es bedeutet, ein Team zu leiten und mit ihnen eine große Maschine wie das Betriebspanel nicht nur am Laufen zu halten, sondern weiter zu verbessern, ist Oberfichtner eigentlich ein Vollblutforscher. Drei verschiedene Forschungspapiere werden gerade für wissenschaftliche Zeitschriften begutachtet, ein viertes steht an. Doch es bleibt ein Spagat zwischen Management und Wissenschaft.

„Ich versuche, den Freitag zur Forschung zu nutzen und deshalb von allen Meetings frei zu halten, allerdings klappt das nur mit überschaubarem Erfolg.“ Er grinst, weil unser Gespräch just an einem Freitag stattfindet, da kein anderer Termin möglich war – und ihn zwei Stunden seiner wertvollen Forschungszeit kosten wird.

Ein Forschungsprojekt kommt leider nicht daher und winkt sofort mit einer Deadline

„Ein Forschungsprojekt kommt leider nicht daher und winkt sofort mit einer Deadline“, scherzt Oberfichtner. „Deshalb besteht immer die Gefahr, dass es zu weit nach hinten rutscht im Tagesgeschäft.“

Auch seinen Teammitgliedern geht es oft so, dass ihnen die Prozesse rund um die Befragung die Forschungszeit stehlen. Auch sie schaufeln sich Zeitfenster frei, wann immer es geht, halten sich auch mal gegenseitig den Rücken frei. Viele ihrer Forschungsprojekte entstehen in Kooperationen – ob im IAB oder auch mit externen Partnerinnen und Partnern. „Alle hier sind ein eingeschworenes Team“, sagt Oberfichtner. „Die Stimmung ist eigentlich immer gut, selbst wenn es stressig ist.“

Und die letzten drei Jahre hatten es in sich. Zwei Mal reagierte der Forschungsbereich extrem flexibel auf globale Krisen und passte noch kurzfristig den Fragebogen für das bereits laufende Jahr an, um zwei völlig unerwartet über Deutschland und andere Länder hereingebrochenen Schocks Rechnung zu tragen. Einmal, als ab Februar 2020 die Welt wegen der Covid-Pandemie nahezu stillstand, das zweite Mal, als Russland im Februar 2022 die Ukraine angriff. Im nächsten Winter lagen dann jeweils schon ausführliche Antworten von tausenden Betrieben darüber vor, wie sich Covid und der Ukrainekrieg wirtschaftlich auf sie ausgewirkt haben.

Es gäbe immer noch mehr zu tun

Das IAB-Betriebspanel mag eine große, schwere Maschine sein, aber es ist keineswegs schwerfällig. Ebenso wenig wie Michael Oberfichtner. Das nächste Meeting ruft, neben unserem Gespräch lässt er sich auch noch schnell von zwei Mitarbeiterinnen auf den neuesten Stand bringen und klärt eine Terminfrage mit einem Mitarbeiter.

Es gäbe immer noch mehr zu tun, sagt er. Trotzdem hat er seine Arbeitszeit wieder auf ein verträgliches Maß begrenzt. Denn da sind seine beiden Kinder, für die er sich einen Nachmittag pro Woche freihält. Und da ist der Sport, den er zum Ausgleich immer schon viel betrieben hat. Er spielt in der IAB-Fußballrunde, donnerstags in der Mittagspause, außerdem radelt er gerne mal die 25 Kilometer zur Arbeit.

Darüber hinaus engagiert er sich ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk. „Ich bin Truppführer in der Fachgruppe Wasserschaden und Pumpen“, erzählt er. „Wenn bei Starkregen zum Beispiel Baugruben volllaufen oder bei Hochwasser ein Deich verteidigt werden muss, sind wir zur Stelle.“

Stets zur Stelle zu sein, für sein Team und für das Panel, auch unter Druck Ruhe zu bewahren, Abläufe zu managen und dabei den Überblick zu behalten, darin sieht er seine Stärken und seine Verantwortung. Und damit möchte er das IAB-Betriebspanel auch die nächsten Jahre weiterführen. „Vielleicht schaffen wir ja zusammen das fünfzigjährige Jubiläum der Befragung“, spekuliert er und lacht. Warum nicht? Dann wird Michael Oberfichtner 57 sein.

 

doi: 10.48720/IAB.FOO.20240102.01