Schon seit geraumer Zeit sinkt die Zahl der jungen Menschen, die sich für eine duale Ausbildung interessieren, und viele Betriebe beklagen einen Mangel an Bewerbungen. Diese Tendenz hat sich in der Corona-Krise verschärft. Zugleich gibt es nach wie vor viele Jugendliche mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss, die keinen Zugang zu betrieblicher Ausbildung finden oder keinen beruflichen Abschluss erwerben. Kann die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie hier Abhilfe schaffen und der pandemiebedingten Krise des Ausbildungsmarktes entgegenwirken?

Das System der dualen Ausbildung ist in den vergangenen Jahren unter wachsenden Druck geraten. Es hat sich zudem noch nicht vom Einbruch in der Corona-Krise erholt, obschon die Anzeichen auf eine Verbesserung hinweisen. Dies zeigen Zahlen aus dem letzten Berufsbildungsbericht: Demnach lag die Zahl der für das Ausbildungsjahr 2021/2022 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 473.064 zwar geringfügig höher als im ersten Pandemiejahr. Sie war damit jedoch weiterhin deutlich niedriger als 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, als noch 525.039 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden. Ähnlich war die Entwicklung nach der Großen Rezession 2008/2009 verlaufen, als die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 8,4 Prozent eingebrochen war und danach das Niveau von 2008 nicht wieder erreicht hatte (siehe Abbildung 1).

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 1999 bis 2021. Deren Zahl schwankte bis zum Jahr 2008 um die 600.000, und sank bis 2021 auf unter 500.000. Den stärksten Einbruch mit rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr gab es im Jahr 2020. Quelle: Berufsbildungsbericht; eigene Berechnungen.

Das tendenziell rückläufige Interesse von jungen Menschen an einer dualen Ausbildung beschleunigte sich mit Beginn der Corona-Krise nochmals deutlich. Waren bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Mai 2019 noch fast 440.000 Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz gemeldet, so waren es im Mai 2022 nur noch 358.000. Das ist ein Rückgang um insgesamt über 18 Prozent (siehe Tabelle) und damit nochmals 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz fanden, ist in den letzten Jahren ebenfalls stetig zurückgegangen. Ihr Anteil an allen Bewerberinnen und Bewerbern ist in der Pandemie jedoch leicht gestiegen und liegt derzeit immer noch etwas über dem Niveau vor der Pandemie. Der Anteil der offenen Stellen, die von der BA vermittelt werden, hat sich also trotz geringerer Bewerberzahlen nicht verbessert.

Im Gegensatz dazu hat sich das aktuelle Angebot an Ausbildungsplätzen nach dem starken coronabedingten Rückgang nahezu erholt und erreicht fast wieder das Niveau vor der Pandemie. Die ausbildungsinteressierten Betriebe berichten zunehmend von unbesetzten Ausbildungsplätzen (lesen Sie dazu auch einen aktuellen Beitrag von Bernd Fitzenberger und anderen im IAB-Forum).

Diese Befunde legen zunehmende Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt nahe. Das Problem der Fachkräftesicherung, das im Handwerk schon seit längerer Zeit besteht, scheint sich im Verlauf der Corona-Krise weiter verschärft zu haben.

Die Tabelle zeigt wichtige Kennziffern zur Entwicklung des Ausbildungsmarkt in der Corona-Krise von Mai 2018 bis Mai 2022. In dieser Zeit ging die Zahl der bei der BA gemeldeten Ausbildungsplatzbewerbende von 456.000 auf 358.000 zurück. Die Zahl der unversorgten Bewerbenden sank von 208.000 auf 167.000. Die Zahl der gemeldeten Stellen sank zwischen 2019 und 2021 von 512.00 auf 451.000 und stieg 2022 wieder auf 482.000. Die Zahl der unbesetzten Stellen stieg von 2018 bis 2022 mit starken Schwankungen von 259.000 auf 275.000. Der Anteil der unversorgten Bewerbenden stieg von 46 Prozent im Jahr 2019 auf 49 Prozent im Jahr 2020, sank aber bis 2022 wieder auf 47 Prozent. Der Anteil der unbesetzten Stellen stieg zwischen 2019 und 2022 von 52 auf 57 Prozent. Quelle: Statistik der BA.

Trotz eines sich verstärkenden Stellenüberhangs haben nach wie vor rund 16 Prozent aller Abgängerinnen und Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen und knapp 25 Prozent aller Absolventinnen und Absolventen der Sekundarstufe I bis zum 35. Lebensjahr keinen beruflichen Abschluss erworben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Letztere nach dem 25. Lebensjahr noch einen beruflichen Abschluss nachholen, ist zugleich sehr niedrig. Dies zeigen Hans Dietrich und andere in einer 2019 publizierten Analyse.

Mit Blick auf den Fachkräftemangel stecken hier also weitere Potenziale, die für die berufliche Bildung zu erschließen sind. Dies ist allerdings kein neuer Befund. Auf diesen Sachverhalt haben unter anderem Jutta Allmendinger und Hans Dietrich bereits in einer 2003 erschienenen Studie hingewiesen.

Eintritte in berufsvorbereitende Maßnahmen waren in der Corona-Krise rückläufig

Wenn der direkte Einstieg in eine berufliche Ausbildung nicht gelingt, stellen berufsvorbereitende Bildungsangebote und Maßnahmen eine wichtige Brücke dar. Diese Angebote werden insbesondere von der BA erheblich unterstützt und bereitgestellt. In der Corona-Krise wurden die berufsvorbereitenden und ausbildungsunterstützenden Angebote der BA jedoch deutlich seltener genutzt als zuvor: Junge Menschen nahmen nicht nur seltener eine duale Ausbildung auf, sie nahmen auch seltener Angebote der BA wahr, die sie auf die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung vorbereiten sollen (siehe Abbildung 2).

Die Abbildung zeigt die Zahl der Eintritte in berufsvorbereitende Angebote der Bundesagentur für Arbeit für die Jahre 2019 bis 2021. Lag die Gesamtzahl im Jahr 2019 noch bei rund 168.000, so sank sie bis 2021 auf knapp 120.000. Beim quantitativ wichtigsten Angebot, der Berufseinstiegsbegleitung, ist ein Rückgang von knapp 56.000 auf gut 33.000 zu verzeichnen. Quelle: Statistik der BA.

Der Rückgang der Eintritte in die duale Ausbildung führte auch nicht zu einem Anstieg in berufs- oder ausbildungsvorbereitenden Angeboten, die von Ländern und Kommunen ohne Beteiligung der BA angeboten werden. Daher ist zu vermuten, dass viele Jugendliche entweder länger im Schulsystem verblieben sind, um ihre schulische Ausbildung zu vertiefen und möglicherweise weitere Schulabschlüsse zu erwerben, oder sich vermehrt für eine schulische Berufsausbildung interessieren. Hierfür spricht zudem, dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die einen Realschulabschluss oder ein Abitur anstreben, an allen bei der BA gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern in der Krise zurückgegangen ist. Hierauf weisen auch Lutz Bellmann und Bernd Fitzenberger in ihrem 2021 erschienenen Kommentar zur Corona-Krise des Ausbildungsmarkts hin.

Befunde aus einer aktuellen Abiturienten-Befragung des IAB zeigen darüber hinaus, dass in der Pandemie viele junge Menschen nach dem Gymnasium zunächst ein Jahr „Auszeit“ eingelegt haben, auch um sich in unsicheren Zeiten zu orientieren. Die überwiegende Mehrzahl hat danach den Weg in ein Studium oder eine berufliche Ausbildung gefunden.

Ausbildungsgarantie im Koalitionsvertrag: Vorbild Österreich?

Um die Situation benachteiligter Jugendlicher am Ausbildungsmarkt zu verbessern, sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung eine Ausbildungsgarantie vor. Sie soll allen Jugendlichen einen Zugang zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung ermöglichen. Die berufliche Ausbildung soll zwar nach wie vor vorrangig in den Betrieben stattfinden. Allerdings sind in Regionen mit erheblicher Unterversorgung an Ausbildungsplätzen auch außerbetriebliche Ausbildungsangebote vorgesehen.

Da in der Diskussion um die Ausbildungsgarantie häufig auf das Vorbild in Österreich verwiesen wird, lohnt sich ein Blick auf die dortige Umsetzung. Dabei stellt sich jedoch auch die Frage, ob eine Ausbildungsgarantie in der aktuellen Situation, die vor allem von einem bewerberseitigen Mangel geprägt ist, sinnvoll ist – und ob mit der außerbetrieblichen Ausbildung nicht bereits ein sehr ähnliches Angebot zur Verfügung steht.

Die berufliche Ausbildung in Österreich beruht auf drei Säulen: der betrieblichen Lehrausbildung, der überbetrieblichen Lehrausbildung sowie der schulischen Berufsausbildung auf mittlerem und höherem Niveau. Die Ausbildungsgarantie wurde 2008 in Österreich in Zeiten eines Mangels an Ausbildungsstellen eingeführt. In ihrer seit 2017 geltenden Ausgestaltung garantiert sie Jugendlichen unter 25 Jahren eine Lehrstelle, sofern sich diese bei der österreichischen Arbeitsverwaltung lehrstellensuchend melden und keine Ausbildung haben, die über den Pflichtschulabschluss hinausgeht. Diese Lehrstelle kann schulisch, betrieblich oder überbetrieblich sein.

In der überbetrieblichen Ausbildung, die nachrangig gegenüber der betrieblichen Ausbildung ist, werden rund 8 Prozent der Lehrlinge in Österreich ausgebildet. Falls die Ausbildungsreife eines Jugendlichen noch nicht gegeben ist, wird er zunächst in Angebote der Berufsvorbereitung vermittelt. Die Hälfte der überbetrieblichen Ausbildungen entfallen auf Wien, denn dort ist das betriebliche Ausbildungsplatzangebot deutlich niedriger als die Nachfrage. Die Ausbildungsgarantie wird zu rund 90 Prozent aus Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung finanziert, der Rest stammt aus Landeszuschüssen.

Die überbetrieblichen Ausbildungsverträge werden nur für ein Jahr abgeschlossen. Die Ausbildung erfolgt betriebsnah, sei es durch betriebliche Praktika oder durch einen festen Kooperationsbetrieb. Rund 42 Prozent der Teilnehmenden wechseln im ersten Lehrjahr in eine betriebliche Ausbildung, wobei der Übergang auch unterjährig stattfinden kann. Das Durchschnittsalter bei Ausbildungsstart beträgt 16 Jahre. In der überbetrieblichen Ausbildung werden etwa 165 verschiedene Lehrberufe angeboten. Außerdem ist eine individuelle sozialpädagogische Begleitung durch den Träger vorgesehen.

Schaut man sich die Arbeitsmarktintegration der jungen Menschen an, drei Jahre nachdem sie ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, erscheint die betriebliche Ausbildung auf den ersten Blick erfolgreicher: Während mehr als 80 Prozent der Absolventinnen und Absolventen einer betrieblichen Ausbildung zu diesem Zeitpunkt in Beschäftigung sind, sind es bei der überbetrieblichen Variante nur etwa 65 Prozent.

Diese Zahlen lassen jedoch keinen fairen Vergleich der beiden Ausbildungswege zu, weil Jugendliche in der überbetrieblichen Ausbildung Charakteristika aufweisen, die mit schlechteren Arbeitsmarktchancen einhergehen, da die Aufnahme in eine überbetriebliche Lehre mehrere erfolglose Bewerbungen für eine betriebliche Ausbildung voraussetzt. Hätten sie die gleichen Ausgangsvoraussetzungen wie Jugendliche in einer betrieblichen Ausbildung, dürfte die überbetriebliche Variante besser abschneiden, als es der unmittelbare Vergleich nahelegt.

Die überbetriebliche Ausbildung in Österreich ähnelt stark der außerbetrieblichen Ausbildung in Deutschland

Die überbetriebliche Variante in Österreich ähnelt stark der bereits bestehenden außerbetrieblichen Ausbildung in Deutschland. Auch hierzulande gibt es Varianten mit Betriebspraktika oder Kooperationsbetrieben, rund 40 Prozent der Teilnehmenden nehmen nach sechs bis zwölf Monaten eine betriebliche Ausbildung auf. Circa 63 Prozent derjenigen, die ihre außerbetriebliche Ausbildung erfolgreich abschließen, finden danach eine Beschäftigung.

Trotz dieser strukturellen Vergleichbarkeit fehlt in Deutschland jedoch der entsprechende Rechtsanspruch. Während in Deutschland im Jahr 2021 rund 2 Prozent derjenigen, die eine Ausbildung begannen, eine außerbetriebliche Ausbildung aufnahmen, waren es in Österreich mit 8 Prozent deutlich mehr. 2021 lagen die Eintritte in Deutschland zudem um fast 10 Prozent unter den Vorjahreswerten.

Da der Zugang in Deutschland wesentlich im Rahmen der Benachteiligten-Förderung erfolgt, kann es dadurch beim Übertritt in Beschäftigung zu Stigmatisierungseffekten kommen. Entsprechende formale Zugangsvoraussetzungen bestehen in Österreich nicht. Die Teilnehmenden in Deutschland haben deutlich häufiger als in Österreich bereits weiterführende Schulen und berufsvorbereitende Angebote durchlaufen. Dementsprechend sind sie mit einem Durchschnittsalter von 20,5 Jahren bereits beim Eintritt im Schnitt vier bis fünf Jahre älter.

Insoweit könnte eine Ausbildungsgarantie die Chance auf eine berufliche Ausbildung für diejenigen Jugendlichen erhöhen, deren Bewerbungen auf eine betriebliche Ausbildung zunächst nicht erfolgreich waren und die im nächsten Ausbildungsjahr als Altbewerbende erneut Probleme haben werden, Zugang zu betrieblicher Ausbildung zu finden. Dies würde zudem den stigmatisierenden Effekt der Teilnahme reduzieren und damit den Übergang in eine betriebliche Ausbildung fördern. Eine Ausweitung des Angebots an Ausbildungsberufen in der außerbetrieblichen Ausbildung, die sich konsequent an den regionalen Arbeitsmarktbedarfen orientiert, sollte zudem deren Attraktivität steigern. Parallel dazu sollten betriebsnahe berufsvorbereitende Maßnahmen wie die Einstiegsqualifizierung gestärkt werden.

Darüber hinaus könnte durch eine Ausbildungsgarantie der regionale Mismatch zurückgehen, also der sehr hohe Anteil unversorgter Bewerbender in Regionen mit niedrigem Ausbildungsplatzangebot. In Deutschland trifft dies auf Regionen wie Berlin oder Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen zu. Ausbildungsbegleitende Hilfen könnten ferner Betriebe in ihren Ausbildungsbemühungen unterstützen und entlasten.

Die Pandemie hat viele Jugendliche im Hinblick auf ihre Berufswahl zusätzlich verunsichert. Die Einschränkungen in den Berufsorientierungsmaßnahmen und die fehlenden Möglichkeiten, in Kontakt mit den Betrieben zu treten, haben dazu geführt, dass Jugendliche verstärkt im Schulsystem verbleiben und die Ausbildungsentscheidung aufschieben.

Ein Vorteil der Ausbildungsgarantie wäre, dass sie Jugendlichen signalisieren kann, dass eine Ausbildung auf jeden Fall möglich ist. Dies würde Jugendliche also motivieren, rechtzeitig realistische Berufswünsche zu entwickeln und mit dem Bewerbungsprozess für eine Berufsausbildung zu beginnen. Dies wäre insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund wichtig, da diese seltener eine betriebliche Ausbildung absolvieren und eher Zugangsbarrieren erleben.

Fazit

Eine Ausbildungsgarantie kann dazu beitragen, mehr junge Menschen an eine berufliche Ausbildung heranzuführen. Dabei sollte jedoch kein Anspruch auf eine Ausbildung im Wunschberuf begründet werden. Bei betriebsnaher Ausgestaltung können Maßnahmen mit Rechtsanspruch auf eine berufliche Ausbildung mittelbar auch die Eintritte in die betriebliche Ausbildung verstärken. Solche Übergänge sollten während der außerbetrieblichen Ausbildungsphase durch konsequent weiterlaufende Vermittlung in betriebliche Ausbildungen unterstützt werden. Ebenso müssen die Berufsschulen organisatorisch so eingebunden werden, dass ein Übergang aus der außerbetrieblichen in eine betriebliche Ausbildung unterstützt wird.

Bei allen Maßnahmen sind verstärkt Berufe in den Blick zu nehmen, in denen Fachkräfteengpässe bestehen. Die Ausbildungsgarantie muss zudem Angebote für niedrigschwellige Ausbildungsberufe umfassen, die bildungsschwächeren Jugendlichen einen leichteren Einstieg ermöglichen.

Dennoch gilt: Die Ausbildungsgarantie ist kein Allheilmittel für die aktuellen Probleme der dualen Ausbildung. Sie wird das tendenziell rückläufige Interesse an einer dualen Ausbildung bei Jugendlichen mit Realschulabschluss oder Abitur nicht umkehren können. Betriebliche Ausbildungsberufe werden von diesen Jugendlichen vielfach als weniger attraktiv wahrgenommen, scheinen ihnen inhaltlich zu eng geschnitten und zu wenig Entwicklungsperspektiven zu bieten.

Dieses Image- und Attraktivitätsproblem ist während der Pandemie noch deutlicher sichtbar geworden. So sind manche Ausbildungsberufe, etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe, nach wie vor eher schlecht bezahlt und die Arbeitszeiten und -bedingungen mitunter weniger attraktiv als in anderen Berufen. Bei anderen Ausbildungsberufen, beispielsweise im Handwerk, mag das Problem wiederum eher darin bestehen, dass vielen Jugendlichen die guten Verdienstchancen nicht bewusst sind. Die betriebliche Ausbildung muss gegenüber der fachschulischen oder der akademischen Ausbildung wieder attraktiver werden und auch so von Jugendlichen wahrgenommen werden.

Literatur

Allmendinger, Jutta; Dietrich, Hans (2003): Vernachlässigte Potenziale? Zur Situation von Jugendlichen ohne Bildungs- und Ausbildungsabschluss. In: Berliner Journal für Soziologie, Jg. 13, H. 4, S. 465–476.

Bellmann, Lutz; Fitzenberger, Bernd (2021): Die Covid-19-Krise der Berufsausbildung. Kommentar. In: WSI-Mitteilungen, Vol. 74, No. 4, S. 262.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Berufsbildungsbericht 2021.

Dietrich, Hans; Patzina, Alexander; Kretschmer, Sara (2019): Soziale Herkunft, Lebensverlaufsereignisse und die verspätete Aufnahme einer beruflichen Ausbildung formal Geringqualifizierter. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Vol. 71, No. 3, S. 357–383.

Fitzenberger, Bernd; Gleiser, Patrick; Hensgen, Sophie; Kagerl, Christian; Leber, Ute; Roth, Duncan; Stegmaier, Jens; Umkehrer, Matthias (2022): Der Rückgang an Bewerbungen und Probleme bei der Kontaktaufnahme erschweren weiterhin die Besetzung von Ausbildungsplätzen, In: IAB-Forum, 13.04.2022.

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2022): Arbeitsmarkt in Zahlen – Ausbildungsmarkt. Berufsausbildungsstellen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen). Deutschland. April 2022, Nürnberg.

In aller Kürze

  • Der Ausbildungsmarkt hat sich von dem Covid-19-bedingten Einbruch noch nicht wieder erholt.
  • Während Betriebe verstärkt wieder nach Auszubildenden suchen, geht die Zahl der gemeldeten Bewerbenden nochmals leicht zurück. Ebenso liegt die Zahl der Teilnehmenden an berufsvorbereitenden und  ausbildungsbegleitenden Angeboten der Bundesagentur für Arbeit deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
  • Eine Ausbildungsgarantie kann dazu beitragen, dass auch leistungsschwächere junge Menschen erfolgreich in eine (betriebsnahe)  berufliche Ausbildung integriert werden. Ein breiterer Zugang zu außerbetrieblicher Ausbildung sowie die Verstärkung der ausbildungsbegleitenden Hilfen könnten dazu beitragen auch junge Menschen in Ausbildung zu integrieren, die bislang nicht zum Zug gekommen sind.
  • Daneben gilt es, die Image- und Attraktivitätsprobleme der betrieblichen Ausbildung anzugehen, die viele Jugendliche von einer Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz abhalten. Diese Probleme werden mit einer Ausbildungsgarantie nicht verschwinden.

Hinweis: Eine stark gekürzte Fassung dieses Beitrags ist als Gastbeitrag der Autoren in der Tageszeitung „Der Tagesspiegel” am 29. Mai 2022 erschienen.

 

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220704.01

Dietrich, Hans; Fitzenberger, Bernd (2022): Duale Ausbildung unter Druck: Was kann eine Ausbildungsgarantie leisten?, In: IAB-Forum 4. Juli 2022, https://www.iab-forum.de/duale-ausbildung-unter-druck-was-kann-eine-ausbildungsgarantie-leisten/, Abrufdatum: 18. April 2024