Eine wesentliche Voraussetzung für die Integration von Migranten in Arbeitsmarkt und Gesellschaft sind ausreichende Sprachkenntnisse. Diese werden in Deutschland in einer Vielzahl an verschiedenen Sprachkursen vermittelt. Dazu zählt auch ein Programm zur berufsbezogenen Sprachförderung, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angeboten und vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Eine Studie des IAB zeigt: Dieses Programm erleichtert den Teilnehmenden den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erheblich.

Dass Migranten, die die Sprache des Ziellandes beherrschen, dort bessere Chancen haben, einen Job zu finden, ist wenig überraschend. Nicht erst am Arbeitsplatz ist ein gewisses Maß an Sprachkenntnissen notwendig, um sich beispielsweise mit Kunden und Kollegen verständigen zu können. Ausreichende Sprachkenntnisse sind auch erforderlich, um sich zuvor über Stellenangebote informieren und auf eine Stelle bewerben zu können.

Neben dem informellen Erlernen der Sprache im Alltag ist typischerweise die Teilnahme an einem Sprachkurs sinnvoll, um den Lernprozess zu beschleunigen. Gleichwohl gibt es nur wenige Untersuchungen zu deren tatsächlicher Wirkung. Das IAB hat in einer Studie ermittelt, inwieweit die Teilnahme an einem berufsbezogenen Sprachprogramm die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Migrationshintergrund verbessert.

In Deutschland gibt es ein großes Angebot an entsprechenden Sprachkursen. Sie werden unter anderem durch die Bundesagentur für Arbeit (BA), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Dazu zählt auch das ESF-BAMF-Programm der berufsbezogenen Sprachförderung. Dieses zunächst bis Ende 2017 befristete Programm wurde mit der berufsbezogenen Deutschsprachförderung gemäß § 45a Aufenthaltsgesetz in ein Regelinstrument überführt. Es dauert in der Regel sechs Monate in Vollzeit und richtet sich an Personen, die Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende oder Arbeitslosengeld beziehen.

Das ESF-BAMF-Sprachprogramm legt den Fokus auf berufsbezogene Inhalte

Die Besonderheit des ESF-BAMF-Sprachprogramms liegt in seinem starken Fokus auf berufsbezogene Inhalte. Neben der Vermittlung berufsspezifischer Sprachkenntnisse im Deutschunterricht beinhaltet es in einem zweiten Teil auch Qualifizierungselemente wie Fachunterricht, Betriebsbesichtigungen und ein Praktikum.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen dadurch bereits während des Sprachkurses mit dem Arbeitsmarkt in Kontakt und können ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse in einem realen Arbeitsumfeld anwenden. Das Programm ist also stark praxisbezogen und geht über die Inhalte vieler anderer Sprachkurse hinaus.

Da der Großteil der Teilnehmenden Arbeitslosengeld II bezieht, beschränkt sich die Analyse des IAB auf diesen Personenkreis. Die Vermittler in den Jobcentern können einer Person den Sprachkurs zuweisen, wenn sie zu der Einschätzung gelangen, dass die oder der Betroffene nicht gut genug Deutsch spricht, um am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Männer wie Frauen profitieren von der berufsbezogenen Sprachförderung

In der IAB-Studie wurden Menschen, die im Jahr 2014 einen Sprachkurs im Rahmen des ESF-BAMF-Programms begonnen haben, mit arbeitslosen Migrantinnen und Migranten verglichen, die ebenfalls Arbeitslosengeld II beziehen und nicht an dem Sprachprogramm teilgenommen haben (aber möglicherweise im Beobachtungszeitraum an anderen Maßnahmen bzw. Sprachkursen). Im Ergebnis zeigt sich, dass die Teilnahme am ESF-BAMF-Programm nach einer gewissen Zeit die Wahrscheinlichkeit, einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen, erhöht (siehe Abbildung).

Effekt der Teilnahme am ESF-BAMF-Sprachprogramm auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit

Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des sechsmonatigen Kurses weniger Zeit in die Stellensuche investieren können, ist der Effekt der Teilnahme auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit zunächst negativ. Er kehrt sich allerdings knapp ein Jahr nach Eintritt in das Sprachprogramm um und wird positiv.

Zum Ende des Beobachtungszeitraums, zwei Jahre nach Beginn des Sprachkurses, erhöht die Teilnahme am Sprachprogramm die Beschäftigungswahrscheinlichkeit um 7,6 Prozentpunkte. Angesichts der Tatsache, dass die Beschäftigungsquote der betrachteten Personen dann insgesamt erst bei knapp 18 Prozent liegt, ist dies ein stark positiver Effekt.

Die Analyse zeigt zudem, dass sowohl Männer als auch Frauen von der Teilnahme profitieren: 24 Monate nach Eintritt in das Sprachprogramm liegt der Effekt mit 8,5 Prozentpunkten bei den Männern nur wenig höher als bei den Frauen mit 7,1 Prozentpunkten.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Das ESF-BAMF-Sprachprogramm ist ein wirksames Instrument, um die Beschäftigungschancen von arbeitslosen Migrantinnen und Migranten, die nur über geringe Deutschkenntnisse verfügen, zu verbessern.

Ein Grund für die deutlich positiven Effekte dürfte in der starken Arbeitsmarktorientierung dieses Programms liegen. Die Erweiterung der berufsbezogenen Sprachförderung des Bundes im Jahr 2016 ist angesichts der positiven Evaluationsergebnisse zu begrüßen.

Literatur

Lang, Julia (2018): Employment effects of language training for unemployed immigrants. IAB-Discussion Paper Nr. 21.

 

Lang, Julia (2019): Berufsbezogene Sprachförderung erhöht die Beschäftigungschancen deutlich, In: IAB-Forum 13. März 2019, https://www.iab-forum.de/berufsbezogene-sprachfoerderung-erhoeht-die-beschaeftigungschancen-deutlich/, Abrufdatum: 26. April 2024